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Foto: Jens Doden

Regionalliga
Sonntag, 18.05.2025 11:27 Uhr | Ingo Poppen

Zwei späte Jokertore: Kickers feiert Vizemeisterschaft

Schmidt und Steinwender treffen beim 2:0-Sieg in Ottensen / Ostfriesen knacken 60-Punkte-Marke

Marten Schmidt hatte allen Grund zur Freude. So musste der Mittelfeldspieler von Kickers Emden schon schmunzeln, als er auf den entscheidenden Moment des Auswärtsspiels bei Teutonia Ottensen angesprochen wurde. „Ich hatte nach meiner Einwechslung einfach nur den Auftrag, das Ding irgendwie reinzumachen“, sagte Schmidt. „Das hat zum Glück super geklappt - und jetzt sind wir Vizemeister.“

Klingt simpel - war es für den 29-Jährigen auch. Nach einer Ecke von Dennis Engel nahm Tim Dietrich den Ball direkt. Der Schuss wurde abgefälscht, die Kugel landete bei Schmidt. Er setzte sich im Luftduell durch und köpfte aus vier Metern zum 1:0 für die Emder ein - 185 Sekunden, nachdem er den Kunstrasen im Stadion Hoheluft betreten hatte. „Dass Marten dieser wichtige Treffer gelungen ist, freut mich sehr für ihn“, sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling.

Nach dem erlösenden 1:0 dauerte es wiederum nur 151 Sekunden, ehe der ebenfalls eingewechselte Pascal Steinwender den Joker-Doppelschlag perfekt machte: Der 28-Jährige blieb nach feinem Zuspiel von Kai Kaissis vor dem Kasten eiskalt, traf überlegt zum 2:0 gegen seinen Ex-Verein und beseitigte letzte Zweifel am elften Auswärtssieg der Ostfriesen. „Damit, dass wir als Aufsteiger direkt Zweiter werden, hat wohl niemand gerechnet“, sagte Schmidt. „Es war ein Superjahr für uns, das wir heute krönen konnten.“

60 Punkte holten die Emder in der ersten Saison nach ihrer Regionalliga-Rückkehr. Zwar kann auch die SV Drochtersen/Assel mit einem Sieg gegen die U21 des Hamburger SV am Sonntag noch auf 60 Zähler kommen, hat aber die um zehn Treffer schlechtere Tordifferenz. An einen D/A-Erfolg mit elf Toren Unterschied glaubte am Samstag in Hamburg niemand - so stimmten die mitgereisten Kickers-Fans direkt nach dem 1:0 ein „Vizemeister, Vizemeister, hey, hey“ an.

Für die Emder Akteure bedeutete der Schlusspfiff gleichzeitig den Startschuss für die Feierlichkeiten - zunächst im Gästeblock mit den Anhängern, später bei einem gemeinsamen Essen im italienischen Restaurant „Giovanni“ auf dem Kiez - und schließlich im Hamburger Nachtleben. „So eine Saison muss gefeiert werden, wir haben schließlich einige ambitionierte Vereine hinter uns gelassen“, so Emmerling. „Chapeau an alle im Verein, die daran beteiligt waren, diese Vizemeisterschaft zu erringen.“

Der entscheidende Schritt dahin entwickelte sich am Samstagmittag mehr und mehr zu einem Geduldsspiel. Das lag vor allem an Teutonia-Torhüter Nathanael Sallah, der eine Glanzleistung ablieferte und einige Emder Großchancen vereitelte. Egal ob Michael Igwe (9./45.), Tobias Steffen (25.) oder Tido Steffens (38.) - alle scheiterten sie mit ihren aussichtsreichen Abschlüssen am Ottenser Schlussmann. 

Die zweite Hälfte hätte beinahe mit einem Schock für Kickers begonnen. Teutonia-Torjäger Christian Stark tauchte frei vor dem Emder Kasten auf, schob die Kugel aber um Zentimeter am Tor vorbei (47.). Danach gaben die Emder wieder den Ton an. Mika Eickhoff (57.) und erneut Igwe (60.) vergaben die nächsten guten Gelegenheiten.

„Wir mussten den Druck dann irgendwann weiter erhöhen“, so Emmerling. „Da hat man gesehen, wie gefährlich so ein Gegner sein kann.“ Denn Ottensen besaß Konterchancen. Die größte ergab sich in der 76. Minute, als die Emder Abseitsfalle nicht zuschnappte. Feritali Erdem war allein auf dem Weg zum Tor, doch Isaak Djokovic parierte seinen Schuss. „Da hat uns Djoko die Null gehalten“, sagte Emmerling.


Sein Pendant im Teutonia-Kasten wuchs in der Schlussphase noch mehrfach über sich hinaus. So entschärfte Sallah einen Schuss von Tim Dietrich glänzend (84.) und reagierte auch bei einem Abschluss von Luis Podolski stark (85.). Diese beiden Szenen erlebte Marten Schmidt bereits auf dem Platz mit. Wenig später köpfte Emdens Nummer 13 seine Mannschaft dann zur Vizemeisterschaft - und schaltete nach Abpfiff gemeinsam mit den Teamkollegen in den Feiermodus.