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Foto: Jörn Hessel

Regionalliga
Donnerstag, 24.07.2025 21:25 Uhr | Ingo Poppen

„Wir wollen in dieser Liga eine gute Rolle spielen“

Tobias Steffen spricht im Interview über die Kickers-Ziele in dieser Saison, das Auftaktspiel gegen den SV Meppen - und Freistöße

Tobias Steffen geht in seine dritte Saison beim BSV Kickers Emden. Der 33-jährige Mittelfeldstratege hatte großen Anteil daran, dass die Ostfriesen im Sommer 2024 die Oberliga-Meisterschaft und den Aufstieg feiern konnten und sich in der abgelaufenen Spielzeit die Regionalliga-Vizemeisterschaft sicherten.

Auch für die Saison 2025/26 hat sich Emdens Nummer 10 einiges vorgenommen. Im Interview spricht Steffen außerdem über die Ziele, das Auftakt-Derby gegen Meppen und das, was er besonders gerne tut: Freistöße schießen.

Moin Tobi! Fünf Wochen Vorbereitung, sieben Testspiele - und noch viel mehr Einheiten auf dem Trainingsplatz. Wie groß ist die Vorfreude darauf, dass es am Freitag wieder losgeht?

Tobias Steffen: Die Vorfreude auf das erste Pflichtspiel ist riesengroß - ich denke, da spreche ich für uns alle. Wir haben am 2. Juni mit den ersten Läufen begonnen und sind dann Mitte Juni so richtig in die Vorbereitung eingestiegen - das sind nun fast zwei Monate, eine lange Zeit. Deshalb sind wir alle sehr froh, dass es nun endlich wieder um Punkte geht.

Bleiben wir noch kurz bei den Testspielen: Ihr habt gegen höherklassige Gegner gute Ergebnisse erzielt. Wie würdest du die Vorbereitung insgesamt beschreiben?

Steffen: Wenn man auf unsere Ergebnisse schaut, haben wir schon ganz gut performt. Aber eine gute Vorbereitung bringt dir gar nichts, wenn du am ersten Spieltag keine Punkte holst. Für uns wird es extrem wichtig sein, dass wir einen guten Saisonstart hinlegen - so wie im vergangenen Jahr. Wenn du gut startest, gerätst du in einen positiven Flow - und die Euphorie in Emden würde sicher noch ein bisschen mehr geweckt.

Das Highlight der vergangenen Wochen war sicher euer Heimspiel gegen Werder Bremen am Samstag. Wie hast du die Partie erlebt?

Steffen: Es war ein schönes Spiel, das Spaß gemacht hat. Was mir allerdings so ein bisschen gefehlt hat, war die Stimmung im Ostfriesland-Stadion. Die wollte nicht so richtig aufkommen. Es hat sich eher wie so eine Art Event-Spiel angefühlt. Trotzdem war es für jeden interessant zu sehen, wie es ist, gegen einen Bundesligisten zu spielen, auch wenn Werder einige Spieler aus der U23 und U19 mit dabei hatte. 

Tobias Steffen

Hier ist Bremens Leonardo Bittencourt vor Steffen am Ball. Foto: Jens Doden

Blicken wir aufs Personal. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Stammspieler in Emden geblieben. Das Team wurde mit zehn Neuzugängen verstärkt. Wie ordnest du die Qualität der Neuen und die des gesamten Kaders ein?

Steffen: Man sieht sofort, dass alle Neuzugänge eine gewisse Qualität mitbringen, jeder auf seine Art. Sie passen sehr gut ins Teamgefüge, haben sich gut integriert. Es macht Spaß mit den Jungs - auf dem Platz, aber auch in der Kabine. Ich bin sicher, dass sie uns direkt zu Saisonbeginn schon weiterhelfen werden.

Ist der Konkurrenzkampf noch ein bisschen größer als in der vergangenen Saison?

Steffen: Das ist schwer einzuschätzen. Wir haben auch im vergangenen Jahr einige Spieler mit hoher Qualität dazubekommen. Am Ende ist der Kampf um einen Platz in der Startelf immer der gleiche, weil es in jeder Saison mindestens einen Spieler auf deiner Position gibt, gegen den du dich durchsetzen musst. Aber genau davon können wir als Mannschaft nur profitieren - weil eben jeder sein Bestes gibt, um von Anfang an auf dem Rasen zu stehen.

Tobias Steffen

Der 33-Jährige bereitete gegen Bremen das 1:0 durch Mika Eickhoff vor. Foto: Jörn Hessel

Mika Eickhoff

Torschütze Eickhoff und Passgeber Steffen jubeln gemeinsam. Foto: Jens Doden

Wie würdest du euer Saisonziel formulieren?

Steffen: Wir wollen in dieser Liga eine gute Rolle spielen. Viele sehen uns ja als einen der Favoriten an - das ist von außen natürlich leicht zu sagen, weil wir als Aufsteiger eben direkt Vizemeister geworden sind. Unsere Aufgabe wird es sein, mit diesen Erwartungen gut umzugehen. Natürlich haben wir den Anspruch, oben mitzuspielen, vielleicht sogar ganz oben. Ich glaube aber, man wird erst nach den ersten zehn Spielen deutlicher erkennen können, in welchen Tabellenregionen man sich bewegen kann. Deshalb noch mal: Erst einmal muss unser vorrangiges Ziel ein guter Start sein. Wenn alles passt, wollen wir am liebsten bis zum Ende ganz weit oben dabei sein.

Du gehörst zu den erfahrensten Spielern im Kader. Wie siehst du deine Rolle in dieser Saison - auf dem Platz und auch außerhalb?

Steffen (lacht): Für mich hat sich eigentlich nicht viel verändert. Ich war im letzten Jahr der Älteste, ich bin in diesem Jahr der Älteste. Spaß beiseite: Ich möchte den Jungs unbedingt einige Dinge beibringen und mit auf den Weg geben - wie sie sich einbringen sollten, wie sie sich verhalten sollten. Natürlich kann ich gerade den Jüngeren auf dem Platz ein paar Tipps geben, weil ich während meiner Karriere einfach schon so einiges erlebt habe. Da kann man gewisse Situationen vielleicht noch mal ganz anders bewerten als andere.

Man muss ehrlicherweise sagen, dass ich nicht gerade der strenge Typ bin. Mit mir kann man bei aller Ernsthaftigkeit wirklich viel Spaß haben - und ich finde es auch wichtig, dass innerhalb der Mannschaft diese gewisse Lockerheit herrscht.

Tobias Steffen

Auch Emdens Nummer 10 erfüllte nach dem Werder-Spiel einige Autogrammwünsche. Foto: Jörn Hessel

Wer an Tobias Steffen im Kickers-Trikot denkt, denkt an spektakuläre Tore, sehenswerte Vorlagen - einfach an besondere Momente. All das ist dir auch in dieser Vorbereitung wieder gelungen. Welche Ziele hast du persönlich in diesem Jahr?

Steffen: Das Allerwichtigste ist, gesund zu bleiben. Natürlich möchte ich eine gute Runde spielen. Ob es noch mal zu neun Toren reicht wie in der letzten Spielzeit, wird man sehen. Wenn es wieder neun oder zehn Treffer werden, wäre ich schon zufrieden. Viel wichtiger ist mir allerdings, dass wir als Mannschaft eine überzeugende Saison spielen. Das Schönste wäre, wenn mir ein solides Jahr mit fünf bis zehn Toren und fünf bis zehn Assists gelingt und wir dadurch sehr, sehr weit oben stehen.

Ein Freistoßtor war in der Vorbereitung noch nicht dabei. Wie viele nimmst du dir für die neue Spielzeit vor?

Steffen: Stimmt, in den Testspielen hatte ich nicht so viele Freistoß-Chancen. In Almelo hätte es fast geklappt, aber da hat ein Gegenspieler den Ball geblockt. Ich hoffe, dass ich ähnlich wie in der letzten Saison einige Freistöße verwandeln kann, da waren ein paar schöne Tore dabei. Aber ich mache mir da keinen Druck. Ich weiß, dass ich eine hohe Qualität habe, wenn wir 20, 25 Meter vor dem Tor einen ruhenden Ball haben. Deshalb hoffe ich, dass da ein paar Dinger reinfallen werden.

Steffen erzielte schon einige Freistoßtore für die Emder. Foto: Jens Doden

Apropos Freistöße: Trainierst du die unter der Woche eigentlich speziell? Und waren sie schon immer deine Spezialität?

Steffen: Ja, ich nehme mir meist nach dem Abschlusstraining noch Zeit, um fünf bis zehn Freistöße zu schießen. Am liebsten gegen Isaak Djokovic - wir pushen uns da immer sehr gut gegenseitig. Das macht uns beiden Spaß - und ich denke auch, dass es mich noch mal weiterbringt, wenn ich sie vor den Spielen noch mal explizit trainiere.

Ich würde auch von einer gewissen Spezialität sprechen. Meine besondere Schusstechnik war schon immer auffällig, egal wo ich gespielt habe. Dass ich über einen speziellen Fuß verfüge, hat man ja auch bei meinem ersten Tor in Paderborn oder vor dem 1:0 gegen Werder gesehen. Diese Stärke dürfte sich inzwischen aber auch in der gesamten Liga herumgesprochen haben. 

Am Freitag startet die neue Regionalliga-Saison - und ihr empfangt im Eröffnungsspiel den SV Meppen. Was für eine Stimmung erwartest du im Ostfriesland-Stadion?

Steffen (grinst): Auf keinen Fall so eine wie gegen Bremen. Ich denke, es wird ähnlich stimmungsvoll wie beim letzten Heimspiel gegen Meppen zu Beginn der vergangenen Saison. Es wäre schön, wenn wir mit Toren dafür sorgen könnten, dass die Stimmung im Stadion noch mal extra hochkocht. Wir als Mannschaft werden alles dafür tun, um diese besondere Geräuschkulisse genießen zu dürfen.

Tobias Steffen

In der vergangenen Saison gewann Steffen mit Kickers durch ein Tor von David Schiller mit 1:0 gegen Meppen. Foto: Jens Doden

Wie schätzt du die Meppener in dieser Saison ein? Was für einen Gegner erwartest du?

Steffen: Wenn man sich anschaut, welche Transfers der SVM getätigt hat, welche Spieler dazugekommen sind, gehört die Mannschaft für mich ganz klar zu den Topfavoriten auf einen der ersten drei Plätze. Genau wie bei uns kann auch in Meppen viel von einem gelungenen Start abhängen. Ich glaube, dass ihnen speziell der Abgang von Marek Janssen extrem wehgetan hat. Er gehört für mich mit seiner Präsenz und seiner Abschlussstärke zu den Topstürmern der Regionalliga. Mit Luca Prasse haben sie einen weiteren sehr guten Spieler verloren. Ich bin gespannt, wie sie das auffangen werden.

Auf was für ein Spiel können sich die Kickers-Fans einstellen?

Steffen: Es ist ein besonderes Spiel für beide Mannschaften, für beide Fanlager. Daher erwarte ich ein schönes Duell mit vielen Zweikämpfen, einigen Nickeligkeiten - und jeder Menge Emotionen.

Wenn du ein „Drehbuch“ schreiben dürftest, wie würde die Partie verlaufen?

Steffen: Wenn ich es mir wünschen dürfte? 3:0 nach 30 Minuten - und dann spielen wir den Stiefel relativ entspannt herunter. Das wäre der Optimalfall - aber so wird es wahrscheinlich nicht kommen. Deshalb wäre ich auch froh, wenn uns in der 90. Minute der Lucky Punch gelingt - oder wir so ein Spiel abliefern wie in der letzten Saison, als wir lange mit 1:0 geführt und das Ergebnis bis zum Ende verteidigt haben. Wie auch immer es kommen wird: Ich erwarte ein hartes Stück Arbeit. Am Ende ist für uns das Wichtigste, dieses Derby zu gewinnen - egal wie.