„Wir haben die Qualität, den Tabellenführer zu schlagen“
Kickers-Mittelfeldmann Kai Kaissis freut sich auf das Topspiel gegen Spitzenreiter TSV Havelse
Kai Kaissis kennt sich in der Regionalliga Nord bestens aus. 85 Partien absolvierte der 27-Jährige bislang in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Dabei sammelte er jede Menge Erfahrungen - positive und negative. Mit dem VfL Oldenburg stieg der Mittelfeldspieler 2019 ab, musste lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Beim Stadtrivalen VfB feierte Kaissis drei Jahre später die größten Erfolge seiner bisherigen Karriere: Er wurde Regionalliga-Meister und stieg mit den Oldenburgern in die 3. Liga auf.
Seit seinem Wechsel zu Kickers Emden im vergangenen Sommer geht es ebenfalls stetig bergauf - für Kaissis und die Ostfriesen. Der Oberliga-Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg folgte eine Bilanz, die sich auch der Regionalliga-Experte im zentralen Kickers-Mittelfeld nicht hätte erträumen lassen: Die Emder holten 26 Punkte aus 14 Spielen, sind Tabellendritter und empfangen am Samstag den souveränen Tabellenführer TSV Havelse zum Topspiel im Ostfriesland-Stadion (18 Uhr).
Kai Kaissis ist im zentralen Mittelfeld der Emder gesetzt. Foto: Jens Doden
„Als Aufsteiger machen wir bisher einen guten Job, schließlich haben die Gegner eine deutlich höhere Qualität als in der Oberliga“, sagt Kaissis. „In dieser Liga geht es ganz anders zur Sache - aber man erkennt, dass wir auf diesem Niveau sehr gut mithalten können. Das macht mich froh.“ Doch der Mittelfeldmann, der bisher in allen 14 Partien von Beginn an auf dem Rasen stand, sieht noch Steigerungspotenzial. „Es ist sehr ärgerlich, dass wir schon einige Punkte verschenkt haben. Da fehlt uns noch die nötige Kaltschnäuzigkeit.“
Ein Beispiel dafür war zweifellos das Auswärtsspiel beim VfB Lübeck am vergangenen Freitag. „Wir hatten einen klaren Plan und konnten den in der Anfangsphase auch ganz gut umsetzen“, so der 27-Jährige. „Dann haben wir leider zwei sehr bittere Gegentore kassiert.“ Am Ende verloren die Ostfriesen an der Lohmühle mit 1:3. „Die Niederlage war insgesamt verdient“, so Kaissis. „Aber es wäre mehr möglich gewesen - vor allem, wenn wir mal in Führung gegangen wären.“
Der 27-Jährige freut sich auf die besondere Heimspiel-Atmosphäre im Ostfriesland-Stadion. Foto: Jens Doden
Genau damit tun sich die Emder seit Wochen schwer. Das 0:1 in Lübeck war bereits der siebte Rückstand in Folge - und der neunte in den vergangenen zehn Spielen. „Auf unser Defensivverhalten wird es gegen Havelse besonders ankommen“, weiß Kaissis. Denn der Tabellenführer reist nicht nur mit der zweitbesten Offensive (30 Treffer) und den beiden Torjägern Lorenzo Paldino (8) und Marko Ilic (7) nach Ostfriesland, sondern auch mit einer eindrucksvollen Bilanz: Die Fußballer aus dem Garbsener Stadtteil konnten die ersten neun Saisonspiele allesamt gewinnen.
„Respekt vor dieser Leistung, das ist schon außergewöhnlich“, sagt der 27-Jährige. „Daran erkennt man, was für eine starke Mannschaft auf uns zukommt.“ Ihre fast schon unheimliche Siegesserie endete am 10. Spieltag beim 2:2 an der Lübecker Lohmühle. Eine Woche später kassierte der TSV die erste Niederlage: Beim SV Meppen verlor der Spitzenreiter mit 0:4. Danach gab es zwei Heimsiege und eine Auswärtspleite (0:3 in Ottensen).
Inzwischen beträgt der Vorsprung auf den Zweitplatzierten SV Drochtersen/Assel sieben Punkte. Einen weiteren Zähler dahinter folgt mit Kickers das zweite Überraschungsteam der Liga. „Wir entwickeln uns Woche für Woche weiter“, sagt Kaissis. „Die Neuzugänge haben sich super integriert und bringen uns auch fußballerisch noch mal voran“, lobt er seine Teamkollegen. „Wir alle freuen uns sehr auf das Duell mit dem Spitzenreiter, weil wir uns immer mit den besten Mannschaften messen möchten.“
„Wir wollen uns immer mit den besten Mannschaften messen“, sagt Kaissis. Foto: Jens Doden
Mit dem TSV Havelse kommt die derzeit wohl schwerste Aufgabe auf Kaissis und Co. zu. „Sie werden eine breite Brust haben - da müssen wir selbstbewusst dagegenhalten“, sagt er. „Es wird darauf ankommen, dass wir robust und zweikampfstark auftreten. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Qualität haben, das Spiel offen zu gestalten und den Tabellenführer zu schlagen.“
Emdens Nummer 6 setzt beim Topspiel gegen den Ligaprimus auch wieder auf einen lautstarken Kickers-Vorteil: den „Hexenkessel“ Ostfriesland-Stadion. „Wir freuen uns immer extrem darauf, vor unseren Fans spielen zu dürfen“, so Kaissis. Der 27-Jährige gerät ins Schwärmen, wenn er an die zu erwartende Kulisse von mehr als 3000 Zuschauern denkt. „Die Leute sind immer da und peitschen uns auch nach vorne, wenn es mal nicht so gut läuft - das wissen wir sehr zu schätzen“, sagt er. „Ohne dieses überragende Publikum wäre das alles nicht einmal halb so schön.“ Kai Kaissis kennt sich in der Regionalliga Nord bestens aus - doch eine Atmosphäre wie im Ostfriesland-Stadion hat er auch bei seinen früheren Stationen eher selten erlebt.
Kickers Emden
1. Mannschaft
TSV Havelse
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