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Foto: Jens Doden

Regionalliga
Samstag, 16.08.2025 11:17 Uhr | Ingo Poppen

Trotz 3:0 zur Pause: Kickers zittert sich zum Heimsieg

Emder gewinnen 3:2 gegen Weiche Flensburg / Gegentore in der Schlussphase / Emmerling: „Haben die beste Halbzeit der Saison gespielt“

Es lief die 41. Spielminute, als Marten Schmidt für seinen ganz persönlichen „Ausgerechnet“-Moment sorgte. Nach einer flachen Hereingabe von Michael Igwe traf der Mittelfeldspieler von Kickers Emden aus sieben Metern mit rechts zum 2:0 - ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein Weiche Flensburg. „Michael hat das Ding so scharf reingespielt, da musste ich nur noch den Fuß hinhalten“, sagte der 29-Jährige.

Der Jubel über sein zweites Tor beim zweiten Startelf-Einsatz in Folge fiel verhalten aus. „Gegen seinen Ex-Klub zu treffen, ist noch mal einen Tick spezieller.“ Schmidt weiß, wovon er spricht: Der Ex-Flensburger hatte bereits beim 4:0-Heimsieg in der vergangenen Saison gegen Weiche getroffen. „Es hat mir auch heute wieder sehr viel Spaß gemacht.“

Das galt auch für den Kickers-Auftritt in der ersten Hälfte. „Das war die bisher beste Halbzeit, die wir in dieser Saison gespielt haben“, sagte Trainer Stefan Emmerling. „Wir haben viele gefährliche Situationen herausgestellt und schöne Tore erzielt.“ Der Lohn für die Vorstellung war eine komfortable 3:0-Führung. Trotzdem mussten die Emder bis tief in die sechsminütige Nachspielzeit um den zweiten Sieg in Serie bangen.

Kickers-Trainer Stefan Emmerling sah eine starke erste Hälfte seiner Mannschaft. Foto: Jens Doden

„Weiche war eigentlich schon geschlagen, hat sich aber zurückgekämpft.“ So traf Flensburg in der 71. Minute zum 3:1 und ließ in der dritten Minute der Nachspielzeit noch den Anschlusstreffer folgen. „Da mussten wir noch mal ordentlich zittern“, so Emmerling. „Mit der zweiten Hälfte können wir nicht zufrieden sein.“

Trotzdem durften die Ostfriesen am Ende einen 3:2-Erfolg mit den Fans feiern. Allen voran Marvin Eilerts, der die obligatorische Humba vor Block 5 vom Zaun aus anstimmte. Der Innenverteidiger hatte seine Mannschaft in Führung gebracht. Nach einem Freistoß von Nick Stepantsev musste Eilerts aber eine schnelle Entscheidung treffen. „Der Ball kam ein bisschen flach, deshalb habe ich kurz darüber nachgedacht, das Knie zu nehmen“, sagte der 26-Jährige und grinste. „Zum Glück habe ich mich doch für den Kopf entschieden.“ Die Kugel landete im langen Eck - und die Kickers-Welt war früh in Ordnung (16.).

Michael Igwe (von links), Nick Stepantsev, Marvin Eilerts, Marten Schmidt und Tido Steffens bejubeln das 2:0. Foto: Jens Doden

„Ich bin überglücklich über den Treffer“, so der Torschütze. „Und es freut mich auch sehr für Nick.“ Genau wie Vorlagengeber Stepantsev hatte auch Eilerts keinen einfachen Start in die Spielzeit. Beim 3:0 gegen den Bremer SV stand Emdens Nummer 11 dann erstmals im Kader - und direkt in der Anfangsformation. Und genau wie Stepantsev wusste auch Eilerts gegen Flensburg erneut zu überzeugen. „Dass wir beide so zurückgekommen sind, ist einfach mega.“

Eine Schrecksekunde mussten Eilerts und Co. in der ersten Hälfte allerdings überstehen: Nach einer zunächst abgewehrten Ecke kam Kevin Ntika aus sieben Metern frei zum Abschluss - und drosch die Kugel weit über das Fangnetz (39.). Kurz darauf sorgte Marten Schmidt für das 2:0 und Kickers spielte sich in einen kleinen Rausch. So war auch der dritte Treffer vor der Pause keine Überraschung. Sandro Plechaty stieg im Strafraum zu ungestüm gegen Mika Eickhoff ein - und den fälligen Elfmeter verwandelte Tido Steffens gewohnt souverän (44.).

Tido Steffens trifft per Elfmeter zum 3:0. Foto: Jens Doden

„Wir sind gut aus der Pause gekommen und hätten das 4:0 machen können“, sagte Marten Schmidt. Der 29-Jährige hatte Stepantsev mit einem klugen Pass bedient, doch Weiche-Torhüter Nils Bock parierte den Abschluss stark (57.). „Das Ding muss sitzen“, sagte Trainer Emmerling. Doch seine Mannschaft verpasste die endgültige Entscheidung. „Und dann haben wir den Mut verloren“, so Schmidt. Ähnlich sah es auch Eilerts. „Wir haben aufgehört, Fußball zu spielen, haben nicht mehr zugepackt.“

Die Konsequenz war zu erwarten: Flensburg kam zurück in diese Partie. Marshall Faleu köpfte eine Flanke zum 3:1 unter die Latte - und die beste Offensive der Liga glaubte wieder an sich (71.). „Sie haben vorne viel Qualität, da hätten wir uns cleverer anstellen müssen“, sagte Schmidt. Als Ibrahim Ali aus dem Gewühl heraus für das 3:2 sorgte, begann bei Kickers das große Zittern (90.+3).

Die Emder überstanden die restlichen drei Minuten der Nachspielzeit aber schadlos - entsprechend groß war die Erleichterung. „Im Fußball geht’s am Ende nur um Ergebnisse“, so Schmidt. „Wir haben gewonnen. In zwei Wochen fragt keiner mehr danach, wie.“ Trotzdem mahnte der 29-Jährige mit Blick auf die zweite Halbzeit: „Das müssen wir künftig besser machen, sonst geht es nicht lange gut.“