1:0 vor 6200 Zuschauern: Schiller schießt Kickers zum Derbysieg

Den entscheidenden Moment des Emder Feiertages leitete Schiller mit ein. Nach einem Foul am Stürmer gab es Freistoß für Kickers. Nach der anschließenden Hereingabe von Tobias Steffen zwang Fabian Herbst Meppens Torhüter Julius Pünt zu einer Glanzparade - der Keeper lenkte die Kugel gerade noch so an die Unterkante der Latte. Von dort sprang der Ball zurück ins Feld - vor die Füße von David Schiller, der zum 1:0 einschob und das Ostfriesland-Stadion zum Beben brachte (28.).

Die Emder Führung war zu diesem Zeitpunkt hochverdient. Der Aufsteiger präsentierte sich selbstbewusst und erarbeitete sich mehrere gute Gelegenheiten. Die erste vergab Kapitän Tido Steffens schon nach 33 Sekunden. Nach einer Steffen-Ecke traf Herbst per Kopfball zum ersten Mal an diesem Abend nur die Unterkante der Latte (6.), ehe Steffens an Pünt scheiterte (8.). Der SVM-Keeper war auch bei einem Hacken-Abchluss von Steffen zur Stelle (13.) und parierte einen Steffens-Schuss (24.). Bei einem weiteren Abschluss des Emder Torjägers war Pünt schon geschlagen, doch SVM-Kapitän Jonas Fedl kratzte den Ball von der Linie (26.). Mit dem daraus resultierenden Einwurf bediente Schiller seinen Sturmpartner - doch Luca Prasse stand auf der Linie richtig und köpfte den Steffens-Kopfball aus der Gefahrenzone (26.).

„Wir hatten alles im Griff und hätten in der Phase zwei oder drei Tore machen müssen“, sagte Schiller, der schließlich für die überfällige Führung sorgte - und damit einen absoluten Gänsehautmoment im Ostfriesland-Stadion kreierte. „Wenn man die vielen Fans jubeln sieht und sie danach deinen Namen rufen - das ist einfach Wahnsinn.“ Beeindruckt von der Kulisse war auch Fabian Herbst. „Dass es mehr als 6000 Zuschauer werden, hatten wir nicht erwartet“, sagte der 24-Jährige, der gemeinsam mit Neuzugang Tim Dietrich in der Innenverteidigung dafür sorgte, dass die gefährliche Meppener Offensive um Marek Janssen und Christopher Schepp zunächst kaum zu sehen war. „Ein 1:0 ist für die Anzahl an Chancen in diesem Spiel eigentlich ein merkwürdiges Ergebnis“, sagte Herbst und lächelte. „Umso schöner, dass wir die Null hinten halten konnten.“

Großen Anteil daran hatte auch Kickers-Torwart Marcel Bergmann. Nachdem der 26-Jährige in der ersten Hälfte kaum geprüft worden war, musste er nach dem Seitenwechsel mehrfach eingreifen. Nach einer Flanke von Daniel Haritonov kam Schepp frei zum Kopfball, doch Bergmann reagierte glänzend (51.). Kurz darauf waren die Emsländer nur noch zu zehnt: Jonathan Wensing sah nach einem taktischen Foul an Janek Siderkiewicz die Gelb-Rote Karte (52.). Kurz darauf hatte Schiller einen weiteren Treffer auf dem Fuß, verzog nach Vorlage von Pascal Steinwender aber knapp (59.).

Doch auch in Unterzahl blieb Meppen stets gefährlich. Ein Kopfball von Marek Janssen strich knapp über die Latte (68.). Nach einer verunglückten Kopfball-Rückgabe von André N’Diaye war Bergmann vor Janssen am Ball (77.).

In der Schlussphase - inklusive zehnminütiger Nachspielzeit - entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Marten Schmidt verpasste nach Flanke von Kai Kaissis das 2:0, im Gegenzug traf Mika Stuhlmacher nur den Innenpfosten (87.). Während Kickers durch Michael Igwe (90.+3) und Mika Eickhoff (90.+6) die endgültige Entscheidung hätte erzielen können, besaß der SVM noch eine Großchance: Nach einer Ecke köpfte Janssen freistehend auf den Kasten, doch Bergmann reagierte überragend (90.+4). „Marcel hat uns den Sieg festgehalten“, sagte Trainer Stefan Emmerling hinterher.

Nach einem Schubser gegen Bergmann sah Meppens Kapitän Jonas Fedl dann noch die Rote Karte (90.+8). Nach insgesamt mehr als 100 Spielminuten war Schluss - und der erste Emder Feiertag der neuen Regionalliga-Saison perfekt. „Das war heute ganz großes Kino“, sagte Stefan Emmerling. „Ein Riesendank an alle Helfer, die in den vergangenen Wochen rund ums Stadion an den Vorbereitungen beteiligt waren.“ Der Emder Coach freute sich auch über die Leistung seines Teams. „Die Mannschaft hat es verdient, dass die Zuschauer, die heute da waren, wiederkommen.“

Und seine Spieler? Die waren nach dem Abpfiff erschöpft, aber glücklich. „Das war heute ein Highlight-Spiel, auf das viele hingefiebert haben", sagte Fabian Herbst. „Wir hätten früher das 2:0 machen müssen, um uns die Meppener Druckphase in der zweiten Hälfte zu ersparen.“ Am Ende war aber auch der Innenverteidiger „einfach froh, dass wir das Ergebnis über die Zeit gebracht haben“.

Matchwinner David Schiller war die Erleichterung über den ersten Sieg im ersten Spiel auch Stunden nach Spielende noch anzumerken. „Wir haben zwar Meppen geschlagen, wissen diese Partie aber richtig einzuordnen“, so Schiller. „Mit Oldenburg und Lohne kommen nun die nächsten Brocken auf uns zu - da müssen wir alle wieder 100 Prozent geben.“ Gelingt Schiller und Co. genau das, sind weitere Gänsehautmomente in den kommenden Wochen nicht ausgeschlossen.