„Müssen die Kickers-Fans von Beginn an mitnehmen und anzünden“
Pascal Steinwender trifft mit den Emdern auf Holstein Kiel II / 28-Jähriger hofft auf sein erstes Saisontor im Ostfriesland-Stadion
Ein paar kreisende Bewegungen mit dem rechten Arm, ein Sprung in die Luft und am Ende die geballte Siegerfaust: So feiert Pascal Steinwender für gewöhnlich seine Tore. „Der Jubel ist vor einiger Zeit entstanden, als es bei mir besonders gut lief“, sagt der Offensivspieler von Kickers Emden. „Eine spezielle Intention steckt nicht dahinter, aber er ist für mich inzwischen schon ein kleiner Glücksbringer.“ Und wurde mit der Zeit zum „Markenzeichen“ des 28-Jährigen. So präsentierte Steinwender seinen Lasso-Jubel in den vergangenen Jahren häufig - in der 3. Liga, in der Regionalliga und in der Oberliga.
Zuletzt setzte „Calli“ am vergangenen Samstag zum Jubellauf an - an einer seiner früheren Wirkungsstätten. Im Stadion Hoheluft, wo Steinwender in der Saison 2022/23 mit Teutonia Ottensen seine Heimspiele ausgetragen hatte, traf er nun im Kickers-Trikot zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen den Hamburger SV II. Es war sein drittes Pflichtspieltor in dieser Saison - und das dritte in der Fremde. Kein Zufall, wie ein Blick in die Steinwender-Statistik zeigt: Von seinen 13 Treffern für die Ostfriesen erzielte er zehn auswärts.
Zwei seiner drei Saisontore erzielte Steinwender bei seinem Ex-Klub VfB Oldenburg. Foto: Jens Doden
„Das Wichtigste ist, dass wir unsere Spiele gewinnen“, sagt Steinwender. „Wenn ich den Jungs zu Hause die Tore auflege und auswärts selbst treffe, kann ich gut damit leben.“ Dennoch, und das ist Emdens Nummer 7 anzumerken, ist die Lust auf ein Erfolgserlebnis im Ostfriesland-Stadion groß. „An meiner Heimbilanz muss ich arbeiten“, sagt der Offensivmann und lächelt. „Am liebsten würde ich damit schon am Samstag beginnen.“ Dann trifft Kickers auf Holstein Kiel II (16 Uhr). „Da wartet wieder eine spielerisch gute Mannschaft auf uns, die mit hochtalentierten Spielern bestückt ist und uns alles abverlangen wird“, so Steinwender.
Eine Analyse, die in den vergangenen Wochen fast immer auf den jeweiligen Gegner zugetroffen hat - denn die Emder beschließen mit dem Heimspiel gegen Holstein die „Wochen der Reserven“. Mit Werder II (5:1), St. Pauli II (0:1), dem HSV II (2:1) und nun eben Kiel II standen alle Zweitvertretungen der Regionalliga innerhalb von 26 Tagen auf dem Kickers-Spielplan. „Wir werden diese Aufgabe nur mit hoher Intensität in den Zweikämpfen und unserem unbedingten Siegeswillen erfolgreich lösen können“, sagt der 28-Jährige.
Der 28-Jährige bereitete beim 5:1 gegen Werder Bremen II einen Treffer vor. Foto: Jens Doden
Die Kieler erwischten einen mäßigen Saisonstart und holten aus acht Spielen nur sechs Punkte. Nach drei Unentschieden und einer Niederlage aus den ersten vier Begegnungen verlor Holstein beim souveränen Tabellenführer TSV Havelse durch ein Gegentor in der 89. Minute unglücklich mit 0:1. Anschließend folgte der bislang einzige, aber eindrucksvolle Sieg: Mit 5:1 bezwang Kiel II Eintracht Norderstedt. Doppeltorschütze war übrigens der ostfriesische Bundesliga-Profi Lasse Rosenboom.
Egal ob Holstein mit oder ohne Unterstützung aus dem Erstliga-Kader antritt - Steinwender erwartet eine enge Partie. Deutlich enger, als es die Tabellenkonstellation (Kickers ist 3., Kiel 14.) vermuten lässt: „Wir müssen an unsere maximale Leistungsgrenze gehen, um die drei Punkte in Emden zu behalten.“ Für den kreativen Rechtsaußen spielt ein Faktor dabei wieder einmal eine entscheidende Rolle: das Publikum. „Wir müssen die Fans mit gewonnenen Zweikämpfen und fußballerischer Klasse von der ersten Sekunde an mitnehmen und anzünden“, sagt er. „Dass wir uns zu jeder Zeit im Spiel auf die Unterstützung verlassen können, haben die letzten Minuten gegen St. Pauli II gezeigt - da hat ganz Emden das Ostfriesland-Stadion gehört.“
„Wir können uns zu jeder Zeit im Spiel auf die Unterstützung der Fans verlassen.“ Foto: Jens Doden
Auf eine ähnliche Atmosphäre freut sich der 28-Jährige auch am Samstagnachmittag. „Der Verein und das Umfeld haben in den vergangenen Monaten eine atemberaubende Entwicklung genommen“, schwärmt Steinwender, der die Schuhe schon für mehrere Traditionsvereine geschnürt hat. „Dort hat immer schon eine gewissen Euphorie geherrscht. Hier in Emden mussten wir uns die Anerkennung und die immer weiter steigenden Zuschauerzahlen erst durch unsere Leistungen auf dem Platz verdienen.“ Das gelang eindrucksvoll. Nach vier Regionalliga-Heimspielen liegt der Schnitt bei knapp 4000 Fans - und damit höher als in der Drittliga-Saison 2008/09.
„Die Entwicklung bei Kickers ist noch längst nicht am Ende“, sagt Pascal Steinwender. „Vor dem, was alle Beteiligten hier in so kurzer Zeit geleistet haben und weiterhin leisten, ziehe ich den Hut.“ Zu den angesprochenen Protagonisten gehört auch der 28-Jährige selbst. „Ich bin dankbar über jedes Heimspiel, dass ich bestreiten darf und versuche mitzuhelfen, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.“
In seinem konkretem Fall heißt das vor allem: die persönliche Bilanz aufbessern. Vergangene Saison durfte sich „Calli“ erst an Nikolaus für seinen ersten Treffer im Ostfriesland-Stadion feiern lassen. So lange soll es bis zur Heimtor-Premiere in dieser Spielzeit gewiss nicht dauern. Vielleicht schwingt der Offensivmann ja bereits am Samstag vor Block 5 das imaginäre Lasso - Jubelsprung und Siegerfaust inklusive.
Kickers Emden
1. Mannschaft
Holstein Kiel
U23