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Foto: Jens Doden

Regionalliga
Donnerstag, 29.08.2024 23:13 Uhr | Ingo Poppen

„Man muss dankbar sein, vor so vielen Leuten spielen zu können“

Innenverteidiger Fabian Herbst über das Heimspiel gegen St. Pauli II, seine Vertragsverlängerung und die Atmosphäre im Ostfriesland-Stadion

Fabian Herbst feiert in diesen Tagen sein „Einjähriges“ bei Kickers Emden. Der Innenverteidiger war im vergangenen Sommer der „Last-Minute-Transfer“ der Ostfriesen - sein Wechsel vom VfB Oldenburg zum BSV hatte sich erst am letzten Tag der Transferperiode entschieden. „Es war ein sehr spektakuläres Jahr“, sagt der 24-Jährige. „Mein Wechsel hat sich wirklich gelohnt.“ Und zwar für beide Seiten: Herbst wurde auf Anhieb zum Stammspieler und Leistungsträger. Er stand bei jedem seiner 29 Oberliga-Einsätze in der Startelf und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass Kickers die beste Abwehr der Liga stellte (13 Gegentore in 34 Partien).

„Mein Wechsel hat sich wirklich gelohnt“, sagt Fabian Herbst. Foto: Jens Doden

Die Entwicklung

„Meine persönliche Entwicklung lässt sich gut mit der des Vereins vergleichen“, so Herbst. „Ich habe durch die vielen positiven Erlebnisse immer mehr Selbstvertrauen getankt - und wir haben uns als Mannschaft immer weiter verbessert.“ Am Ende stand für Herbst und Co. der souveräne Aufstieg in die Regionalliga - und auch dort läuft es für die Ostfriesen bislang richtig rund. Aus fünf Spielen holte Kickers 13 von 15 möglichen Zählern und kassierte lediglich drei Gegentore - aktueller Bestwert in Liga vier. Dass der 24-Jährige jeweils zur Emder Anfangsformation gehörte, ist wenig überraschend. „Wir haben im Vergleich zur Vorsaison gar nicht viel verändert, sondern sind unserem Spielstil treu geblieben“, so Herbst. „Auch die Abläufe sind gleich geblieben - wir verteidigen als Team einfach super kompakt.“

„Es gab kein Argument, nicht zu verlängern.“ Foto: Jens Doden

Die Verlängerung

Sein sechster Regionalliga-Einsatz in dieser Saison dürfte ein besonderer werden: Herbst trifft am Freitag mit den Emdern auf den FC St. Pauli II (19 Uhr) - fast auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Wechsel zum BSV. Zudem ist es für den Defensivspezialisten das erste Spiel nach der Bekanntgabe seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2027. „Ich habe mich hier ab dem ersten Moment sehr wohlgefühlt“, sagt Herbst. „Die Ziele des Vereins decken sich mit dem, was ich erreichen möchte – daher gab es für mich kein Argument, nicht zu verlängern.“

Zudem freut sich der 24-Jährige über das „große Vertrauen“ der Kickers-Verantwortlichen um Henning Rießelmann. „Für mich ist es ein Zeichen der Anerkennung, dass ich zu einem so frühen Zeitpunkt einen langfristigen Vertrag angeboten bekommen habe.“ Nun hofft Herbst auf einige Nachahmer innerhalb der Mannschaft. „Es würde mich sehr freuen, wenn ich einen Stein ins Rollen gebracht hätte und sich bald weitere Jungs dazu entscheiden, bei Kickers zu verlängern.“


Herbst gehörte in der Oberliga zu den torgefährlichsten Abwehrspielern der Liga. Foto: Jens Doden

Der bescheidene Abwehrchef

So wie Fabian Herbst. Kickers Emden und der 24-Jährige - das passt einfach. Eben auch in Zukunft. Wegen seiner abgeklärten, ruhigen Art wird der Innenverteidiger immer öfter als „Abwehrchef“ der Ostfriesen bezeichnet. „Das ehrt mich zwar, mit dem Begriff kann ich aber nicht viel anfangen“, sagt er. „Ich sehe uns eher als Verbund, der gemeinsam verteidigt. Wir als Mannschaft haben ein super Miteinander, da möchte ich mich gar nicht in den Vordergrund drängen.“

Herbst bleibt bescheiden - und lässt lieber Taten sprechen. Gewonnene Zweikämpfe und kluge Pässe im Spielaufbau gehören ebenso zum Repertoire des Lehramtsstudenten wie eigene Tore. Schon in der vergangenen Spielzeit gehörte er mit sechs Treffern zu den torgefährlichsten Innenverteidigern der Oberliga. Auch in dieser Saison konnte er seine Qualitäten im gegnerischen Strafraum bereits unter Beweis stellen - jeweils ein Tor gelang Herbst in der Regionalliga und im Pokal.

Der 24-Jährige (rechts) traf im Pokalspiel beim VfB Oldenburg zum zwischenzeitlichen 3:3. Foto: Jens Doden

Der Offensivdrang eines Abwehrspielers

Gerade sein artistischer Treffer im Pokalderby beim Ex-Klub VfB Oldenburg ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben. „Es war ein extrem wichtiges Tor - und ein sehr schönes Gefühl.“ Der Herbst-Treffer zum 3:3 in der Verlängerung brachte die Ostfriesen schließlich ins Elfmeterschießen, das sie dank der drei gehaltenen Elfmeter von Moritz Onken gewannen.

Eine spezielle Erklärung für seinen ausgeprägten Offensivdrang hat er nicht. „Bis zur C-Jugend habe ich noch offensiver gespielt, vielleicht liegt es daran“, sagt Herbst und lächelt. „Ich gehe einfach gerne mit nach vorne.“ Mit seinen 1,91 Metern ist der Innenverteidiger zudem ein dankbarer Abnehmer der Emder Standard-Spezialisten um Tobias Steffen, Dennis Engel und „Einwurf-König“ David Schiller. „Da wir viele gute Kopfballspieler haben, ist es für unsere Gegner immer schwer, die starken Standards zu verteidigen.“

Gleich zweimal war der 24-Jährige nah dran am ersten Emder Regionalliga-Treffer in dieser Spielzeit - doch im Derby gegen den SV Meppen landeten beide Kopfbälle an der Latte. Beim zweiten Mal wurde aus dem Alu-Pech für Fabian Herbst dann eine indirekte Vorlage für David Schiller, denn der Stürmer nutzte den Abpraller zum entscheidenden 1:0. Beim 5:1 gegen Werder Bremen II war es dann Zeit für die Regionalliga-Torpremiere von Herbst im Kickers-Trikot: Eine Engel-Ecke wuchtete er mit dem Kopf zum 1:0 in Maschen. „Natürlich freut man sich über eigene Treffer ganz besonders“, sagt er. „Aber am Ende ist es egal, wer bei uns trifft.“

Fabian Herbst (Zweiter von rechts) warnt vor St. Pauli II. Foto: Jens Doden

Der nächste Gegner


Für Herbst geht’s ausschließlich darum, mit seinem Team Spiele zu gewinnen. Der nächste „Dreier“ soll am Freitagabend folgen, wenn Kickers die Bundesliga-Reserve des FC St. Pauli im Ostfriesland-Stadion empfängt. Die Kiezkicker holten aus vier Partien lediglich einen Zähler (1:1 gegen Norderstedt). Im Heimspiel gegen Phönix Lübeck am vergangenen Sonntag führte St. Pauli II nach fünf Minuten bereits mit 2:0, verlor am Ende aber noch mit 3:5. „Das kann trügerisch sein“, warnt Herbst davor, die Hamburger zu unterschätzen. „St. Pauli hat eine junge, spielstarke Mannschaft, die sich auch in den vergangenen Jahren immer mehr gesteigert hat.“

Herbst lässt sich nach seinem ersten Regionalliga-Treffer für Kickers feiern. Foto: Jens Doden

Die besondere Atmosphäre

Trotzdem steht auch für den 24-Jährigen fest: Kickers geht als Favorit in diese Partie. „Wir müssen unsere Heimspiele selbstbewusst angehen“, findet Herbst. „An einem normalen Tag, wenn jeder von uns an seine 100 Prozent kommt, werden die drei Punkte in Emden bleiben.“ Eine wichtige Rolle spielt für ihn zweifellos die besondere Atmosphäre im Ostfriesland-Stadion. „Die Euphorie ist einfach unfassbar. Wenn du zum Aufwärmen rauskommst und siehst, wie sich die Zuschauer auf der Gegengeraden schon ihre Plätze sichern - das ist Gänsehaut pur.“

Man merkt dem 24-Jährigen an, wie sehr er sich auf den nächsten Auftritt im „eigenen Wohnzimmer“ freut. „Wir haben ein kleines, enges, fast englisches Stadion - diese Stimmung ist brutal.“ Zu den bisherigen drei Heimspielen pilgerten insgesamt 11.950 Fans - macht einen Schnitt von fast 4000 pro Partie. „Man muss einfach dankbar sein, vor so vielen Leuten spielen zu können“, sagt Herbst. „Gerade wenn es auf unser Heimtor geht, pusht und beflügelt uns diese spezielle Atmosphäre noch mal mehr.“

Unterstützt wird Fabian Herbst im Stadion nicht nur von den Kickers-Fans, sondern regelmäßig auch von seiner Familie - so wie am Freitag gegen St. Pauli II. Dann bestreitet der bescheidene Abwehrchef der Emder sein 37. Pflichtspiel für die Ostfriesen - und hofft gewiss auf einen Heimsieg zum „Einjährigen“ beim BSV Kickers.

Kickers Emden

1. Mannschaft

0:1 (0:1)

St. Pauli

U23

90'+1
Gelbe Karte
Gelbe Karte
90'+2
Gelbe Karte
Gelbe Karte
90'+5
Gelb-rote Karte
Gelb-rote Karte
85'
Gelbe Karte
Gelbe Karte
84'
Gelbe Karte
Gelbe Karte
80'
Gelbe Karte
Gelbe Karte
74'
Gelbe Karte
Gelbe Karte
54'
Gelbe Karte
Gelbe Karte
45'+1
Tor
Tor
43'
Gelbe Karte
Gelbe Karte
28'
Gelbe Karte
Gelbe Karte
Aufstellung
BSV: Bergmann, Dietrich, Herbst, Kaissis, Steinwender, Schiller, Steffen, Siderkiewicz, Podolski, Steffens, Engel
FCP: Jendrzej, Günther, Dahaba, Mahncke, Brauburger, Ulbricht, Ahlstrand, Mahnel, von Knebel, Schmitz, Staugaard