„Müssen wieder zeigen, dass wir ein richtig ekliger Gegner sind“
Julian Stöhr hofft im Auswärtsspiel bei St. Pauli II am Sonntag auf drei Punkte
Für zwei vorzeitige Geburtstagsgeschenke war Julian Stöhr quasi selbst verantwortlich. Der Defensiv-Spezialist von Kickers Emden wusste in der Winter-Vorbereitung zu überzeugen, steuerte in der Offensive zudem ein Tor und eine Vorlage im letzten Test beim VfB Oldenburg (2:1) bei. Den „Lohn“ für diese Form gab es im ersten Pflichtspiel: Stöhr stand gegen den SV Todesfelde in der Anfangsformation - und hatte durch eine gute Vorstellung als Linksverteidiger seinen Anteil am 1:0-Erfolg der Ostfriesen. „Es war ein sehr intensives Spiel, in dem wir ordentlich arbeiten mussten“, sagt Stöhr. „Das haben wir getan - und verdient drei Punkte geholt.“
Einige Stunden nach dem Abpfiff, den er noch als 26-Jähriger erlebt hatte, durfte Stöhr dann auf seinen 27. Ehrentag anstoßen. „Das war schon ein besonderes Wochenende für mich“, sagt er. Gefeiert wurde am Sonntag mit seiner Freundin Mona, seiner Familie und dem einen oder anderen Geschenk. „Es war ein sehr gelungener Tag“, so Stöhr. Mindestens so gelungen wie der Abend zuvor. „Dass ich 90 Minuten spielen durfte und wir gewonnen haben, hat richtig gut getan.“

Julian Stöhr traf im Testspiel beim VfB Oldenburg per Kopf. Foto: Jens Doden
Stöhr und die Startelf - das war in der vergangenen Saison noch selbstverständlich. Anders in dieser Spielzeit. Die Partie gegen Todesfelde war erst die fünfte, die Stöhr von Beginn an auf dem Feld erleben durfte - aber die zweite in Folge. 18-mal „startete“ er auf der Ersatzbank, 13-mal wurde er eingewechselt. „Die Situation ist nicht immer einfach“, sagt der 27-Jährige. „Aber so ist das manchmal im Fußball. Wir haben einen ausgewogenen Kader, jeder Spieler hat seine Qualität.“
So wie Stöhr selbst, der im zweiten Pflichtspiel der Saison als Ersatz für den verletzten André N’Diaye erstmals die Chance von Beginn an erhalten hatte. „Wenn ich im Pokalspiel in Oldenburg nicht Gelb-Rot gesehen hätte, wäre es danach vielleicht anders gelaufen“, sagt er. „Am Ende ist das alles hypothetisch. Ich bin ein Teamplayer und stelle mich immer in den Dienst der Mannschaft.“
Trotzdem hofft der 27-Jährige am Sonntag natürlich auf die nächste Gelegenheit, zur ersten Elf zu gehören: Dann tritt Kickers bei der Bundesliga-Reserve des FC St. Pauli an (14 Uhr). „Wir müssen uns auf eine gute Mannschaft einstellen.“ Die aktuelle Konstellation deutet eher auf abstiegsbedrohte Kiezkicker hin, doch St. Pauli hat als Tabellen-13. erst 20 Partien absolviert - und damit zum Teil drei weniger als die Konkurrenz. Das letzte Pflichtspiel datiert vom 14. Dezember 2024 (0:2 beim VfB Lübeck). Die Duelle gegen den TSV Havelse und bei Phönix Lübeck mussten witterungsbedingt abgesagt werden.

Im Pokalspiel beim VfB gab der Linksfuß im August 2024 sein Startelf-Debüt. Foto: Jens Doden
Somit werden die Hamburger gegen Kickers ihr erstes Pflichtspiel in diesem Jahr bestreiten. An das Duell in Ostfriesland haben sie gute Erinnerungen: Pauli-Kapitän Julian Ulbricht hatte mit einem „Sonntagsschuss“ aus rund 70 Metern für das entscheidende 0:1 gesorgt - und damit die erste Emder Saisonniederlage besiegelt. „Für mich spielt das keine Rolle mehr“, sagt Stöhr. „Durch unsere Erfahrung und Spielweise können wir ein richtig ekliger Gegner sein. Es ist schwer, gegen uns zu spielen. Das wollen wir am Sonntag wieder beweisen.“
Der Defensiv-Spezialist hat eine genaue Vorstellung davon, wie es mit dem siebten Auswärtssieg im elften Spiel klappen soll: „Wir müssen konzentriert auftreten, hart gegen den Ball arbeiten und in den richtigen Momenten die Tore machen.“ Vor allem die genannten Tugenden möchte er in den noch folgenden elf Regionalliga-Partien auf den Platz bringen. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen - und ich denke, dass wir das auch schaffen können.“ Wenn es nach dem 27-Jährigen geht, folgt auf sein „perfektes Wochenende“ nun erst einmal der „Premieren-Sonntag“ - denn drei Startelf-Einsätze in Serie gab es für Stöhr in dieser Saison bislang noch nicht.