Kickers verliert Derby in Meppen vor 9346 Zuschauern mit 0:2
Emden kassiert frühes Elfmeter-Gegentor / Eickhoff verletzt ausgewechselt
Die Fans von Kickers Emden legten nach dem Schlusspfiff noch einmal so richtig los. Sie feierten ihr Team mit lauten Sprechchören, stimmten einen Wechselgesang zwischen Gästeblock und Sitzplatztribüne an - und bewiesen damit ein gutes Gespür für das, was an diesem Freitagabend in der Hänsch-Arena passiert war. Der Regionalliga-Aufsteiger aus Ostfriesland hatte das Derby beim Titelkandidaten SV Meppen vor der Saison-Rekordkulisse von 9346 Zuschauern zwar mit 0:2 verloren, aber eine gute Leistung abgeliefert.
„Es war ein sehr offenes und ausgeglichenes Spiel, in dem wir auch unsere spielerischen Momente hatten“, sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling. „Ich konnte keinen Unterschied zwischen Meppen und uns erkennen.“ Mit einer Ausnahme, wie Emmerling anfügte: „Der SVM war im Strafraum einfach cleverer und hat unsere Fehler eiskalt ausgenutzt. Deshalb ist der Sieg auch verdient.“
Die Fans beider Mannschaften sorgten für eine tolle Derby-Atmosphäre. Foto: Jens Doden
Die erste Nachlässigkeit leisteten sich die Emder bereits nach neun Minuten. Meppens Ostfriese Luca Prasse setzte Christopher Schepp mit einem klugen Pass stark in Szene. Der Stürmer kam im Strafraum an den Ball und wurde vom herauseilenden Emder Torhüter Marcel Bergmann gelegt. Schiedsrichter Jannik Schneider (Kronshagen) entschied auf Elfmeter. Willi Evseev trat an, verlud Bergmann und brachte den SVM früh in Führung (11.).
Kickers ließ sich vom Rückstand nicht beirren und erarbeitete sich Möglichkeiten. Ein Schuss von Tido Steffens flog über den Kasten (12.). Deutlich gefährlicher wurde es nach einem Freistoß von Tobias Steffen: Die Meppener bekamen die scharfe Hereingabe nicht geklärt, doch Niklas von Aschwege konnte den Ball im Fünfmeterraum nicht kontrollieren (20.). „Wenn du hier in Meppen etwas mitnehmen willst, musst du aus so einer Chance auch mal ein Tor machen“, sagte Steffen. Der Emder Kreativspieler war an vielen Offensivaktionen beteiligt und versuchte es in der 22. Minute aus der Distanz, doch die Kugel landete links neben dem SVM-Gehäuse.
Willi Evseev brachte Meppen per Elfmeter in Führung. Foto: Jens Doden
In dieser Szene verletzte sich Mika Eickhoff. Foto: Jens Doden
Schnell war klar, dass der Emder ausgewechselt werden muss. Foto: Jens Doden
Die Ostfriesen waren also gut in der Partie, mussten aber noch vor der Pause zwei weitere Rückschläge verkraften. Ein Pressschlag zwischen Tim Möller und Mika Eickhoff führte zu einer längeren Unterbrechung (34.). Beide Akteure wurden behandelt, Eickhoff musste mit einer Verletzung am rechten Bein schließlich gestützt vom Platz begleitet und ausgewechselt werden (38.). Der 21-Jährige verließ die Hänsch-Arena am späten Abend auf Krücken.
Während Eickhoff in den Katakomben behandelt wurde, besaß Steffens die nächste Gelegenheit auf den Ausgleich. Zunächst ließ der Emder Kapitän sein Pendant Jonas Fedl per Tunnel an der Strafraumgrenze aussteigen, legte sich die Kugel dann aber zu weit vor - Daniel Haritonov konnte die Situation bereinigen (40.).
„Es war ein sehr offenes und ausgeglichenes Spiel“, sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling. Foto: Jens Doden
Nachdem eine erneut gefährliche Steffen-Flanke per Freistoß im Strafraum keinen Abnehmer gefunden hatte (45.+4), erteilte das zweitbeste Heimteam der zweitbesten Auswärtsmannschaft der Regionalliga eine Lektion in Sachen Effektivität. Aus dem anschließenden Abstoß heraus entwickelte sich die Szene, die zum 2:0 führte. Evseev lupfte die Kugel in den Lauf von Jonathan Wensing. Zwar war Niklas von Aschwege eher am Ball als der Meppener Offensivmann, geriet durch einen Schubser aber aus dem Tritt. Wensing hob das Spielgerät über den Emder Innenverteidiger hinweg und schob zum 2:0 ein (45.+4).
„Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kann ein Tor nicht fallen“, ärgerte sich Emmerling. Das fand auch Tobias Steffen. „Beim Stand von 1:0 wäre nach der Pause sicher noch mehr möglich gewesen“, sagte der Mittelfeldspieler. „Aber der zweite Treffer direkt vor der Halbzeit hat es uns enorm schwer gemacht.“
Beim Derby wurde ein Zuschauer-Rekord in der aktuellen Regionalliga-Saison aufgestellt. Foto: Jens Doden
Trotzdem kamen die Emder auch nach dem Seitenwechsel zu Chancen. Steffens köpfte nach Steffen-Flanke über den Kasten (57.), Haritonov bugsierte eine Steffens-Hereingabe knapp über das eigene Tor (66.) und der eingewechselte David Schiller scheiterte per Kopfball an SVM-Keeper Julius Pünt (71.).
In der Schlussphase verhinderte Bergmann gegen Wensing das 3:0 (80.), ehe Adrian Lenz nach Querpass von Lasse Zumdieck aus sechs Metern über das Gehäuse schoss (88.). Nach dem Schlusspfiff feierte der Großteil der Rekordkulisse in der Hänsch-Arena einen Derbysieg - und die mehr als 600 Kickers-Fans ihr Team trotz der zweiten Niederlage in Folge. „Wir haben es genossen, vor so einer Kulisse zu spielen“, sagte Tobias Steffen. „Natürlich wäre es noch schöner gewesen, wenn wir mindestens einen Punkt hätten mitnehmen können. Ich fand nicht, dass wir heute das schlechtere Team waren.“
Tobias Steffen gehörte zu den auffälligsten Emdern. Foto: Jens Doden
Von der Stimmung im Stadion schwärmte auch Stefan Emmerling. „Es kommt nicht häufig vor, dass mehr als 9000 Zuschauer eine Partie in der Regionalliga Nord verfolgen. Deshalb habe ich den Jungs gesagt, sie sollen diese Atmosphäre aufsaugen“, so der Kickers-Trainer. „Die Mannschaft hatte Spaß, hier Fußball zu spielen. Wir haben ein gutes Spiel gezeigt und nicht viele Chancen zugelassen“, sagte Emmerling. „Meppen war in den beiden entscheidenden Momenten einfach konsequenter und kompromissloser als wir.“
Nach dem Abpfiff bedankten sich die Kickers-Spieler bei den mitgereisten Fans. Foto: Jens Doden
SV Meppen
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Kickers Emden
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