Kickers verliert Derby durch Gegentor in der Nachspielzeit
2:1 für den VfB Oldenburg fiel in der 93. Minute / Felix Göttlicher hatte die Emder in Führung geköpft
Es lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit, als Julian Boccaccio an der rechten Strafraumkante angespielt wurde und zum Solo ansetzte. Der Offensivspieler des VfB Oldenburg ließ zunächst Emanuel Adou und Tobias Steffen stehen, tanzte mit einem Haken auch Jarno Janssen aus und legt quer für Moses Otuali. Der eingewechselte Stürmer traf per Flachschuss zum 2:1 - und verpasste Kickers Emden im Derby vor 5032 Zuschauern im Marschwegstadion den späten Knockout.
„Dieses Spiel hätte keinen Sieger verdient gehabt, es war eine ausgeglichene Angelegenheit“, sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling, der nach seiner krankheitsbedingten Pause erstmals wieder an der Seitenlinie stand. „Aber du musst eben bis zum Ende konzentriert sein - und in der Situation waren wir es leider nicht.“
So kassierten die Ostfriesen nach dem 3:4 gegen den Hamburger SV II bereits zum zweiten Mal in Folge das entscheidende Gegentor in der Nachspielzeit. Zudem verloren sie ebenfalls zum zweiten Mal in Folge ein Spiel, in dem sie in Führung gegangen waren. „Natürlich sind wir sehr enttäuscht über das Ergebnis, aber nicht über unsere Leistung“, so Emmerling. „Wir haben heute über 92 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht.“
Nach einer Ecke von Kickers-Kapitän Dennis Engel war Felix Göttlicher mit dem Kopf zur Stelle und traf zum 1:0 aus Emder Sicht (20.). Kurz darauf zog Tido Steffens aus der Drehung ab, verfehlte aber den VfB-Kasten (22.). Pech im Abschluss hatte auch David Schiller, der nach einer Hereingabe von Michel Eickschläger aus 16 Metern frei zum Abschluss kam, aber über das Tor schoss (32.).

Felix Göttlicher bejubelte seinen Treffer zum 0:1 vor dem Gästeblock. Foto: Jens Doden
An den meisten Offensivaktionen der Oldenburger war schon in der ersten Halbzeit Julian Boccaccio beteiligt. Nach Zuspiel von Mats Facklam zielte der aus kurzer Distanz über das Kickers-Gehäuse (26.). Eine Kopfball-Bogenlampe von Boccaccio landete kurz vor der Pause auf der Latte (41.).
Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischten die Ostfriesen. Mika Eickhoff prüfte VfB-Keeper Johnny Peitzmeier mit einem Schuss aus spitzem Winkel (49.). Statt 0:2 stand es 83 Sekunden später 1:1. Nach einer Ecke konnten die Emder den Ball zunächst klären, bekamen ihn aber nicht aus der Gefahrenzone. So landete die Kugel wenig später bei Ermal Pepshi, der aus 17 Metern abzog. Janek Siderkiewicz fälschte den Schuss unglücklich ab - und die Kugel senkte sich über den chancenlosen Keeper Norman Quindt hinweg ins Tor (50.).
„Der VfB ist Tabellenführer und hatte heute einfach dieses Momentum auf seiner Seite“, sagte Emmerling. „Der abgefälschte Schuss landet im Tor - bei uns gehen solche Dinger nicht rein, sondern knapp vorbei.“ Damit spielte der Emder Trainer auf mehrere gute Chancen an, die sich seine Mannschaft in der Folge erarbeiten konnte.

Tido Steffens lieferten eine engagierte Vorstellung ab. Foto: Jens Doden
Schiller spitzelte die Kugel nach einem Konter im Fallen rechts vorbei (55.), einen weiteren Eickhoff-Schuss wehrte Peitzmeier mit einer Hand zur Ecke ab (60.). Als der VfB-Keeper, wie mehrfach an diesem Abend, weit vor seinem Kasten stand, versuchte es Steffens mit einem Schuss aus der eigenen Hälfte, verzog aber knapp (63.). „Das Chancenplus war in der zweiten Halbzeit auf unserer Seite“, sagte Emmerling. In der Schlussphase traf Marten Schmidt das Außennetz (83.) und Steffens scheiterte an Peitzmeier (85.).
Die gefährlichsten Möglichkeiten der Oldenburger vergaben Rafael Brand (56./74.) und Louis Hajdinaj (90.+1). Es blieb beim leistungsgerechten 1:1 - bis zur dritten Minute der Nachspielzeit, als Julian Boccaccio zum Solo ansetzte und Moses Otuali den Emdern mit seinem Treffer den zweiten Last-Minute-Knockout in Serie verpasste.

Stefan Emmerling stand erstmals nach mehrwöchiger Pause wieder an der Seitenlinie. Foto: Jens Doden
„Das ist sehr bitter“, sagte Stefan Emmerling. „Meine Rückkehr hatte ich mir natürlich anders vorgestellt.“ Der Emder Trainer hatte wegen der Folgen eines Infekts insgesamt sechs Spiele verpasst. „Ich habe der Mannschaft in der Besprechung gesagt, dass ich es sehr vermisst habe, sie gemeinsam mit meinem Trainerteam auf solche Spiele einzustimmen“, sagte er. „Noch mehr vermisse ich aber Spiele, die wir gewinnen.“ Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich Kickers bereits am kommenden Mittwoch. Dann tritt Hannover 96 II zum Nachholspiel im Ostfriesland-Stadion an (19 Uhr).