Kickers feiert 3:1-Sieg nach dem neunten Rückstand im 13. Spiel
Emden kassierte zum sechsten Mal in Folge das 0:1 / Frühe Rote Karte für SSV-Akteur Gnerlich
An das Gefühl einer 1:0-Führung kann sich Fabian Herbst kaum noch erinnern. Im Auswärtsspiel bei Phönix Lübeck gelang den Fußballern von Kickers Emden zuletzt der erste Treffer in einem Regionalliga-Spiel. Die Partie am 3. September verpasste der Innenverteidiger verletzt. Seitdem kassierten die Ostfriesen wieder und wieder das 0:1 - auch am Samstagabend gegen den SSV Jeddeloh. Simon Brinkmann traf mit einem sehenswerten Kopfball aus zwölf Metern (26.).
Es war bereits der sechste Kickers-Rückstand in Folge - und der neunte im 13. Spiel. „Das ist wirklich unglaublich“, sagte Herbst. Damit spielte der 24-Jährige nicht nur auf das neuste Kapitel dieser speziellen Emder Negativserie an, sondern auch auf den Treffer seines Gegenspielers. „Eigentlich geht so ein Kopfball nicht rein.“ Doch Brinkmann traf die Kugel nach Flanke von Robin Krolikowski perfekt und ließ auch Kickers-Keeper Marcel Bergmann keine Chance.

Fabian Herbst traf zum 1:1. Foto: Jens Doden
„Es war mal wieder ein Gegentor aus dem Nichts“, so Herbst. Doch die Emder hakten den Schockmoment schnell ab. „Wir haben ja schon oft bewiesen, dass wir trotzdem noch gewinnen können.“ So auch am Samstag: Kickers drehte zum fünften Mal in dieser Spielzeit einen Rückstand noch in einen Sieg und feierte den zweiten 3:1-Heimerfolg innerhalb von vier Tagen.
Nur zwei Minuten nach dem Rückstand leitete Herbst das erneute Kickers-Comeback höchstpersönlich ein. Nach einem weiten Einwurf von David Schiller setzte sich der Abwehrmann im Jeddeloher Strafraum gegen SSV-Stürmer Brinkmann durch - und lenkte die Kugel durch eine leichte Berührung mit dem Kopf ins Netz (28.). Es war der Höhepunkt einer unterhaltsamen ersten Halbzeit, die mit einem Platzverweis nach nicht einmal 180 Sekunden begonnen hatte: Conor Gnerlich hatte sich abseits des Geschehens zu einem Ellbogenschlag ins Gesicht von Tobias Steffen hinreißen lassen und daraufhin die Rote Karte gesehen (3.).

Tobias Steffen hatte einen Ellbogenschlag abbekommen. Foto: Jens Doden

Conor Gnerlich sah für die Tätlichkeit die Rote Karte. Foto: Jens Doden
„Danach war klar, dass wir das Spiel machen müssen“, sagte Herbst. Das gelang den Ostfriesen zunächst gut. Eine Emder Führung war möglich, doch Schiller (8.), Steffen (9./21.) und Mika Eickhoff (10.) verpassten den ersten Treffer. „Man hat den Jungs angemerkt, dass die Englische Woche viel Kraft gekostet hat“, sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling. „Wir mussten uns heute ins Spiel reinbeißen.“
Das gelang seiner Mannschaft nach dem „obligatorischen Gegentor“ (Emmerling) mit der schnellen Antwort durch Herbst gut. „Das 0:1 hat uns wachgerüttelt“, so der Coach. „Trotzdem hat uns die Leichtigkeit gefehlt. Es war wirklich kein Augenschmaus.“ Dennoch wäre die Führung noch vor der Pause möglich gewesen. Die beste Gelegenheit vergab Eickhoff, der in der Nachspielzeit per Kopf an SSV-Torhüter Thure Fengler scheiterte.

Steffen erzielte nach der Pause das 2:1. Foto: Jens Doden
Fengler verhinderte auch nach dem Seitenwechsel einen Gegentreffer, als er einen Schuss von Tido Steffens parierte (54.). Anschließend war der SSV besser in der Partie, konnte mehrere kleine Möglichkeiten aber nicht nutzen. „Jeddeloh hat das auch in Unterzahl gut gemacht“, sagte Herbst. „Zum Glück haben wir diese Druckphase gut überstanden.“ Kickers konnte sich mehr und mehr befreien - und hatte die richtige Antwort parat. Nach einer Hereingabe von Luis Podolski nutzte Tobias Steffen seinen Freiraum und traf mit einem trockenen Abschluss zum 2:1 (63.).
Anschließend rückte Thure Fengler mehr und mehr in den Mittelpunkt. Steffens scheiterte per Kopf (65.) ebenso am Keeper wie Schiller, der nach Steffens-Zuspiel freie Bahn hatte (73.). „Ich habe mich ein bisschen geärgert, dass wir nicht früher das dritte Tor gemacht haben“, so Herbst. Denn eine Schrecksekunde mussten die Ostfriesen in der Schlussphase noch überstehen: Eine Direktabnahme von Max Wegner strich knapp am langen Eck vorbei (79.).

Julian Stöhr (links) traf sehenswert per Freistoß. Foto: Jens Doden
Kickers drängte danach weiter auf das 3:1. Ein Kopfball von Martin Schmidt wurde auf der Linie geklärt (83.), Schiller scheiterte erneut an Fengler (84.). So dauerte es bis zur vierten Minute der Nachspielzeit, ehe der Großteil der 2850 Zuschauer im Ostfriesland-Stadion ein weiteres Mal jubeln durfte: Der eingewechselte Julian Stöhr traf mit einem Freistoß-Hammer aus 18 Metern ins Torwarteck zum Endstand. Kurz darauf war Schluss - und die Feierlichkeiten nach dem zweiten Heimsieg innerhalb von vier Tagen konnten beginnen.
„Es macht einfach Spaß, die Euphorie aufrechtzuerhalten, viele Zuschauer ins Stadion zu locken und weiter oben mitzuspielen“, resümierte Kickers-Trainer Stefan Emmerling. Für die Emder geht es am kommenden Freitag mit dem Traditionsduell beim Drittliga-Absteiger VfB Lübeck weiter. „Das wird ein absolutes Highlight-Spiel an der Lohmühle“, sagte Fabian Herbst. „Dort herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, ähnlich wie bei uns.“ Die Ostfriesen werden als Tabellenzweiter in die Hansestadt reisen - und mit der Hoffnung, endlich mal wieder das Gefühl einer 1:0-Führung erleben zu dürfen.
Kickers Emden
1. Mannschaft

Jeddeloh
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