Kickers feiert 5:1-Erfolg gegen Altona
Negativserie nach sieben sieglosen Spielen beendet / Steffens (2), Engel, Schmidt und Schiller treffen
Der Mann des Abends hatte nach 80 Minuten Feierabend. Als Tido Steffens den Rasen verließ, wurde er mit Standing Ovations von den Zuschauern auf der Sitzplatztribüne verabschiedet. Auch Block 5 dankte dem dienstältesten Spieler von Kickers Emden mit Sprechchören: „Tido Steffens, du bist der beste Mann.“ Mit zwei Toren hatte der 31-Jährige großen Anteil daran, dass die Ostfriesen ihre Negativserie mit sieben sieglosen Spielen in Folge beenden konnten. Am Ende bejubelte die Mannschaft gemeinsam mit den Fans ein klares 5:1 gegen Aufsteiger Altona 93.
„Die Erleichterung über diesen Dreier ist riesengroß“, sagte Steffens. „Aber wir wissen, dass das nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung war.“ Gerade in der ersten Halbzeit war den Emdern anzumerken, dass sie seit dem 19. September kein Spiel mehr gewonnen hatten. „Der Druck war groß. Trotzdem muss man gelassen bleiben und darf nicht in Panik verfallen“, sagte Trainer Stefan Emmerling. „In der ersten Halbzeit waren wir mit unserem Spiel gar nicht zufrieden. Da hat man die Angst vorm Verlieren gespürt.“
Die ersten Chancen gehörten den Gästen aus Hamburg: Rasmus Tobinski zwang Kickers-Keeper Isaak Djokovic, der erneut den erkannten Norman Quindt vertrat, zu einer starken Parade (2.). Kurz darauf traf Tobinski den Pfosten (6.).
Janek Siderkiewicz musste in der ersten Halbzeit angeschlagen ausgewechselt werden. Foto: Jens Doden
Kickers dagegen präsentierte sich in der Anfangsphase effektiv: Tobias Steffen bediente Steffens mit einem feinen Pass in den Lauf. Der Stürmer setzte sich gegen Veli Sulejmani und Altona-Kapitän Michael Ambrosius durch und traf per Flachschuss zur Führung (14.). Der Jubel war groß - doch das Glücksgefühl hielt nur rund sechs Minuten an. Nach einem präzisen langen Ball von Gianluca Przondziono war Sulejmani auf und davon, traf aber nur den Pfosten. Die Kugel landete bei Tobinski, der sich die Chancen nicht entgehen ließ - 1:1 (20.).
„Aus meiner Sicht war es zuvor ein klares Foul an Janek Siderkiewicz“, sagte Steffens. „Wir hatten in den vergangenen Wochen nicht gerade Glück mit einigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Trotzdem war ich mir sicher, dass wir das Ding heute irgendwie ziehen werden.“
Siderkiewicz musste nach der angesprochenen Szene zunächst behandelt und in der 34. Minute schließlich ausgewechselt werden. Für ihn kam mit Theo Schröder ein weiterer Offensivmann, der viel Schwung in die Partie bringen sollte. Nach einer Schröder-Flanke traf Marten Schmidt den Ball im Zentrum nicht richtig (35.). Wenig später zielte der Stürmer knapp über das Tor (41.).
„Uns war klar, dass wir in der zweiten Hälfte mutiger spielen, die Handbremse lösen müssen“, so Steffens. Der Plan ging auf. Es dauerte nur 56 Sekunden, bis der Großteil der 2050 Zuschauer im Ostfriesland-Stadion zum zweiten Mal an diesem Abend jubeln durfte. Nach einer Kombination über Steffens, Schröder und den zur Pause eingewechselten Michel Eickschläger landete der Ball bei Emdens Kapitän Dennis Engel, der von der Strafraumgrenze abzog. Die Kugel wurde leicht abgefälscht und landete zum 2:1 im langen Eck (46.). „Das Tor hat uns natürlich sehr geholfen“, sagte Stefan Emmerling. „Danach haben wir so gespielt, wie wir uns das vorstellen.“
Kickers-Kapitän Dennis Engel traf 56 Sekunden nach Wiederanpfiff zum 2:1. Foto: Jens Doden
Kickers bestimmte nun das Geschehen und hatte Pech, dass eine Steffen-Ecke auf der Latte landete (56.). Der anschließende Abstoß von Altona-Schlussmann Dennis Lohmann landete bei Schmidt, der die Kugel mit dem Kopf zu Schröder weiterleitete. Er verlängerte den Ball - ebenfalls per Kopf - in den Lauf von Steffens, der noch ein paar Meter ging und mit einem 16-Meter-Schuss zum 3:1 traf (57.). Es war sein erster Doppelpack in dieser Saison.
Die Emder blieben auch danach auf dem Gaspedal. Deniz Yilmaz foulte Steffens an der Strafraumgrenze und sah Gelb-Rot (60.). Den fälligen Freistoß nahe der Torauslinie servierte Steffen genau auf den Kopf von Marten Schmidt - 4:1 (61.). Nach der furiosen Viertelstunde mit drei Treffern war die Partie entschieden. Den Schlusspunkt setzte David Schiller, der einen Elfmeter nach Foul an Eickschläger souverän zum 5:1-Endstand verwandelte (85.).
„Wir haben schöne Tore erzielt und uns Selbstvertrauen erarbeitet“, so Emmerling. „Die Abstiegszone beginnt schon auf Platz sechs, deshalb waren die drei Punkte heute extrem wichtig.“ Entsprechend befreit wirkten Trainerteam und Mannschaft nach dem Abpfiff. „Ich bin einfach nur happy, dass wir uns endlich mal wieder belohnt haben“, sagte Tido Steffens. „Dass wir den Erwartungen in dieser Saison hinterherhinken, ist allen bewusst. Wir wissen, in welcher Situation wir uns befinden. Der Sieg heute tut gut, darauf müssen wir in den kommenden Spielen aufbauen.“
Für Steffens und Co. steht am kommenden Samstag das Derby beim SV Meppen an. „Natürlich wollen wir auch dort Paroli bieten“, sagte der 31-Jährige. Die Vorbereitung auf das Prestigeduell im Emsland beginnt für das Kickers-Team am Dienstag. Bis dahin ist Zeit, den 5:1-Erfolg gegen Altona zu genießen. Auf dieses spezielle Glücksgefühl mussten die Ostfriesen schließlich wochenlang warten.
