Dank Steffens und Schiller: Kickers feiert 3:2-Sieg nach 0:2-Rückstand
Emden beendet das Jahr 2024 mit einem Heimerfolg gegen Ottensen
Die Freude musste raus - und das Trikot weg. So zog sich David Schiller während seines Jubellaufs in Richtung Block 5 trotz eisiger Temperaturen einen Teil seiner Spielkleidung über den Kopf, ehe er nach einem Knierutscher an der Eckfahne ankam und unter den jubelnden Teamkollegen verschwand. Der Stürmer von Kickers Emden hatte am Freitagabend in der 89. Minute zum 3:2 gegen Teutonia Ottensen getroffen und damit die Aufholjagd der Ostfriesen gekrönt, die zur Pause noch mit 0:2 zurückgelegen hatten.
Eine Ecke von Julian Stöhr verlängerte Joshua Dudock per Kopf zu Schiller, der quasi aus dem Stand einköpfte. „Es war ein überragendes Gefühl, ich bin überglücklich“, sagte der 26-Jährige nach seinem vierten Saisontor - und dem ersten Schiller-Treffer seit dem 2. Oktober (beim 3:1 gegen den Bremer SV). „Wir haben uns den Sieg mit unserem Auftritt in der zweiten Halbzeit verdient. Da hat die Mannschaft Charakter bewiesen“, so Schiller.
Vor der Partie wünschten die Emder ihrem Publikum schöne Feiertage und einen guten Rutsch. Foto: Jens Doden
Dass er seinen Teil zum elften Emder Erfolg in dieser Spielzeit beitragen konnte, stand zu Beginn der Woche noch gar nicht fest. Seit dem Auswärtsspiel in Lohne vor drei Wochen plagte sich der Stürmer mit Knieproblemen herum, stand zuletzt zweimal nicht im Kader. Doch Emdens Nummer 9 meldete sich rechtzeitig fit für das letzte Pflichtspiel des Jahres, wurde zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselt und war ein wichtiger Faktor beim Kickers-Comeback.
Nach der Partie strahlte Schiller mit Sturmpartner Tido Steffens um die Wette. Der Kickers-Kapitän hatte mit zwei Treffern nach der Pause erst dafür gesorgt, dass sich die Ostfriesen überhaupt noch Hoffnungen auf drei Punkte machen durften. „Wir wollten unseren Fans im Ostfriesland-Stadion heute noch einmal etwas zurückgeben“, sagte Steffens. „Mit unserer Heimbilanz können wir insgesamt nicht zufrieden sein, wir haben viele Punkte liegenlassen. Deshalb war der Dreier zum Abschluss enorm wichtig.“
Tido Steffens traf gegen Teutonia doppelt. Foto: Jens Doden
Vor 1600 Zuschauern deutete zu Beginn der Partie nichts auf den fünften Heimsieg hin - vielmehr drohte die sechs Heimpleite. Nick Gutmann hatte die Gäste nach einem Steckpass früh in Führung gebracht (9.). Bei zwei Abschlüssen des Ex-Teutonen Michael Igwe war Ottensen-Torhüter Jan Niemann zur Stelle (20./29.). Zwischen den beiden Kickers-Chancen bewahrte BSV-Keeper Marcel Bergmann seine Mannschaft zweimal vor einem höheren Rückstand (24./26.).
In der 36. Minute gelang Igwe dann der vermeintliche Ausgleich, nachdem Niemann einen hohen Ball am Elfmeterpunkt hatte fallen lassen. Doch Schiedsrichter Benjamin Schmidt (Laatzen) entschied zur Überraschung der Emder auf ein Foulspiel am Schlussmann und gab den Treffer nicht. 120 Sekunden später fiel dann zweifelsfrei ein regulärer Treffer - auf der anderen Seite. Nach einem Flachpass aus der eigenen Hälfte war Teutonia-Torjäger Christian Stark allein auf und davon - und ließ Bergmann mit einem überlegten Abschluss keine Chance.
Marvin Eilerts hatte Pech im Abschluss, bereitete aber einen Treffer vor. Foto: Jens Doden
Steffens wäre vor der Halbzeit fast der Anschluss gelungen, doch Niemann entschärfte den Schuss mit einer starken Parade (45.+1). „In der Kabine ist es dann lauter geworden, jeder musste ein bisschen Dampf ablassen“, erklärt der 30-Jährige. „Wir haben uns in die Augen geschaut und uns noch einmal neu eingeschworen - denn so wollten wir uns nicht in die Winterpause verschieden.“
Die deutlichen Worte sollten Wirkung zeigen: Zwar mussten die Ostfriesen bei Kontern der Gäste weitere brenzlige Situation überstehen, waren insgesamt aber deutlich überlegen. Die beste Chance vergab Marvin Eilerts, der nach einem Schiller-Einwurf per Kopf nur die Latte traf (47.). Nach einem Foul an Igwe im Strafraum gab es acht Minuten später Elfmeter für Emden. Nachdem Steffens vor einer Woche in Bremen noch souverän vom Punkt verwandelt hatte, scheiterte der Kickers-Kapitän dieses Mal an Keeper Niemann. Den Abpraller nutzte er allerdings zum Anschlusstreffer (55.).
David Schiller traf zum 3:2. Danach war der Jubel bei den Emdern riesengroß. Foto: Jens Doden
Bei einer Doppelchance von Eilerts und Steffens lag der Ausgleich schon in der Luft (61.) - die Emder Fans mussten sich aber noch bis zur 73. Minute gedulden. Schiller „flankte“ per Einwurf auf den Kopf von Eilerts, dessen Verlängerung Steffens im Fünfmeterraum zum 2:2 einnicken konnte. Anschließend verpassten Steffens und Abbey jeweils mehrfach einen weiteren Treffer. Zudem hatten die Emder Pech, dass der Ball nach einer von unzähligen Hereingaben am Pfosten landete (84.). „Wir haben eine überragend zweite Hälfte gespielt“, fand Steffens. Die Belohnung dafür folgte dann in der 89. Minute. Ecke Stöhr, Kopfball Dudock, Kopfball Schiller - Ekstase im Ostfriesland-Stadion.
In der Nachspielzeit traf Gutmann auf der Gegenseite noch die Latte - und Steffens verpasste einen möglichen Hattrick. Glücklich war der Kapitän aber auch mit den Saisontoren Nummer sieben und acht. „Die bisherige Saison ist nicht gerade nach meinem Geschmack verlaufen, da wären noch ein paar Tore mehr möglich gewesen“, sagte er. „Deshalb bin ich froh, dass ich das Jahr mit dem Doppelpack beenden konnte.“
Einen Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate wagte auch Kickers-Trainer Stefan Emmerling während der Pressekonferenz. „Mit diesem Sieg haben wir insgesamt 90 Punkte im Jahr 2024 geholt - das ist ganz großes Kino.“ Die beeindruckende Bilanz feierten die Emder bei der Weihnachtsparty im VIP-Zelt und läuteten damit ihre Winterpause offiziell ein. „Ich freue mich darauf, in den kommenden Wochen ein bisschen abschalten zu können“, sagte David Schiller und lächelte. „Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich nach zwei Wochen schon wieder Bock auf Fußball mit dieser Mannschaft haben werde.“
Kickers Emden
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FC Teutonia 05
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