„Einwurfkönig“ Schiller: „Will dem Team mit Toren helfen“
Kickers-Stürmer David Schiller über weite Einwürfe, eigene Treffer und das Auswärtsspiel bei Werder Bremen II
Die Videoanalyse zu Beginn der Woche sorgte bei David Schiller für kleine Frustmomente. „Ich habe mich im Nachhinein schon geärgert, als ich die Szenen gesehen habe“, sagt er. Dem Stürmer von Kickers Emden wurde bei Ansicht der Sequenzen noch einmal bewusst, dass es für ihn im Heimspiel gegen Blau-Weiß Lohne mit dem zweiten Saisontor hätte klappen können.
Schiller kam zweimal in aussichtsreicher Position zum Kopfball (21./29.). Zudem leitete er durch einen starken Ballgewinn einen gefährlichen Konter ein, an dessen Ende er sich für ein Abspiel statt für den eigenen Abschluss entschied (31.). „Aus den Situationen muss ich lernen“, sagt der 26-Jährige. „Und sie beim nächsten Mal besser lösen.“
Trotz der verpassten Chancen: Schiller gehörte gegen Lohne zu den aktivsten Emdern und hatte entscheidenden Anteil am zweiten Sieg in Serie – auch dank seiner „Spezialität“: weite Einwürfe. Mit zwei „Flanken“ von der Seitenlinie leitete der 26-Jährige die beiden Tore von Felix Göttlicher ein. So gab es nach dem Spiel vor allem zwei Themen: der Doppelpack des Innenverteidigers und die neusten Kostproben von „Einwurfkönig“ Schiller. „Das stört mich nicht“, sagt er. „Die Einwürfe gehören einfach zu meinem Spiel dazu.“

"Die Einwürfe gehören zu meinem Spiel dazu", sagt David Schiller. Foto: Jörn Hessel
Von seinen außergewöhnlichen Wurfqualitäten profitieren die Ostfriesen inzwischen schon im dritten Jahr. Aber eben nicht nur davon: In 77 Pflichtspielen für die Emder erzielte Schiller 28 Treffer - und bereitete fast ebenso viele vor. „Als Stürmer will ich der Mannschaft natürlich mit Toren helfen“, sagt er. „Wenn dann noch die Einwürfe funktionieren, ist das ein schönes Extra.“
Auf die nächste Torbeteiligung hofft der 26-Jährige am Freitagabend, wenn er mit Kickers bei der Bundesliga-Reserve von Werder Bremen antritt (19 Uhr). Für Schiller und Co. geht es auf Platz 11 nahe des Weserstadions darum, den Emder Aufwärtstrend fortzusetzen. Die Chancen auf etwas Zählbares stehen aus seiner Sicht gut: „Wir haben uns als Team in den vergangenen Wochen immer mehr gefunden“, sagt er. Die Konsequenz daraus waren die beiden 2:0-Erfolge gegen Lohne und in Norderstedt. „Darauf können wir aufbauen.“

Der 26-Jährige traf in dieser Regionalliga-Saison bisher einmal. Foto: Jens Doden
Das gilt auch für Schiller persönlich. Seine bisherige Saison lässt sich mit dem Begriff „Achterbahnfahrt“ treffend zusammenfassen. Beim ersten Startelf-Einsatz am zweiten Spieltag erzielte der 26-Jährige direkt sein erstes Tor: per Kopf zum zwischenzeitlichen 1:1 bei der SV Drochtersen/Assel. Wenige Tage später durfte Schiller auch im Pokalspiel gegen D/A (0:5) beginnen – und wurde zur Pause ausgewechselt. In den folgenden fünf Partien wurde der Stürmer dreimal eingewechselt, kam insgesamt auf 51 Minuten Spielzeit und stand im Heimspiel gegen Phönix Lübeck gar nicht im Kader.
„Das war keine einfache Zeit für mich“, sagt er. „Aber ich habe einfach weitergemacht und auf meine Chance gewartet.“ Die bot sich nach dem spielfreien Wochenende beim Auswärtsspiel in Norderstedt – und Schiller nutzte sie. So dürfte er bei Werder II zum dritten Mal in Folge zur Startformation gehören. „Die Bremer sind sehr spielstark, haben ihre Schwächen eindeutig in der Defensive“, sagt er.
In Zahlen bedeutet das: Werder holte aus neun Spielen elf Punkte - und damit zwei weniger als Kickers. Besonders auffällig: Partien auf Platz 11 versprechen in dieser Spielzeit nahezu immer Spektakel: 24 Tore fielen dort bereits in vier Duellen – macht sechs Treffer im Schnitt. Die Bremer feierten einen 6:2-Erfolg gegen Lohne, kassierten aber auch deutliche Niederlagen gegen den SV Meppen (0:6) und Weiche Flensburg (1:5). Die Partie gegen Norderstedt endete 2:2.

Der Stürmer hat den nächsten Sieg fest im Blick. Foto: Jens Doden
Am vergangenen Sonntag unterlag der SVW in Drochtersen knapp mit 2:3. Dabei traf mit Kapitän Cimo Röcker auch der gefährlichste Bremer – der Defensivmann erzielte bereits sieben Tore. Treffer Nummer acht wollen die Emder am Freitagabend unbedingt verhindern. „Wir brauchen von Beginn an eine hohe Intensität“, sagt Schiller. „Wenn wir die Partie mit Mut und Selbstvertrauen angehen, können wir auch in Bremen etwas holen.“
Intensität, Mut, Selbstvertrauen – Attribute, die auch David Schiller aktuell verkörpert. Emdens Nummer 9 hat Saisontor Nummer zwei fest im Blick. Für eine erfolgreiche Auswärtsfahrt dürfen es aber auch simple Vorlagen oder weite Einwürfe sein – am Ende zählt eben nur das Ergebnis. Und eine wenig frustrierende Videoanalyse.