Denkwürdiges Derby: Kickers gewinnt 3:0 beim VfB Oldenburg
Die Emder entschieden auch das zweite Spiel im Marschweg-Stadion innerhalb von zehn Tagen für sich / David Schiller bereitete alle Tore vor
Es lief die 76. Spielminute im Regionalliga-Derby zwischen dem VfB Oldenburg und Kickers Emden, als die Fans der Ostfriesen einen ganz speziellen Versuch starteten. Die Anhänger im Gästebock stimmten ein „Kickers“ an - und von der Sitzplatztribüne des Marschweg-Stadions hallte ein „Emden“ zurück. „Als ich den Wechselgesang gehört habe, hatte ich eine Gänsehaut“, sagte David Schiller. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass es das in Oldenburg schon mal gegeben hat.“
Dass die Emder Fans in der Schlussphase deutlich besser zu hören waren als der Rest der 3661 Zuschauer, lag vor allem am starken Auftritt ihres Teams: Kickers gewann das Prestigeduell beim VfB deutlich mit 3:0, feierte damit den zweiten Sieg in Oldenburg innerhalb von zehn Tagen und auch den zweiten Erfolg im dritten Spiel nach der Regionalliga-Rückkehr. „Wir haben einen brutalen Fight abgeliefert“, so Schiller. „Jetzt muss ich erst mal realisieren, dass wir beim VfB mit 3:0 gewonnen haben.“
Die Kickers-Fans sorgten für prächtige Stimmung. Foto: Jens Doden
Besonders für den 25-Jährigen war es ein Spiel, das er so schnell nicht vergessen wird - er lieferte in seinem dritten Regionalliga-Auftritt eine Galavorstellung ab und bereitete alle drei Treffer vor. Dieses Kunststück war ihm zuletzt in der Oberliga beim 4:2-Sieg gegen Hildesheim gelungen. „Da war aber auch ein Einwurf dabei“, sagte Schiller und grinste.
Der Emder „Einwurf-König“ glänzte bei andauerndem Nieselregen im Marschweg-Stadion am Freitagabend mit einem feinen rechten Fuß. Per Chip in den Lauf von Pascal Steinwender leitete er zunächst die frühe Kickers-Führung ein (17.). Vor dem 2:0 setzte Emdens Nummer 9 den eingewechselten Mika Eickhoff per Flachpass in Szene (66.). Und sechs Minuten später servierte Schiller Michael Igwe den Ball per Flanke so genau, dass der Joker mühelos zum Endstand einköpfen konnte (72.). „Ich bin einfach glücklich, dass ich der Mannschaft damit helfen konnte“, erklärte Schiller hinterher. „Und natürlich ist es schön zu zeigen, dass ich nicht nur Einwürfe beherrsche.“
Ein Lob erhielt der 25-Jährige auch von dem Mann, der die erste Schiller-Vorlage an diesem Abend mit einem sehenswerten Schlenzer ins lange Eck nutzen konnte. „David ist ein enorm wichtiger Spieler für uns, der sich von Woche zu Woche weiterentwickelt“, sagte Pascal Steinwender. „Er opfert sich immer für die Mannschaft auf. Deshalb ist es umso schöner, dass er sich heute mit drei Assists belohnen konnte.“
David Schiller bereitete alle drei Tore vor. Foto: Jens Doden
Gefreut hat sich auch Steinwender selbst über sein zweites Tor gegen Oldenburg innerhalb von zehn Tagen - schon im Pokal hatte der Ex-Oldenburger die Emder in Führung gebracht. „Hier zu treffen, ist immer etwas Besonderes für mich“, so Steinwender. „Meine Familie war im Stadion, das hat es noch mal schöner gemacht.“ Auf überschwänglichen Jubel verzichtete „Calli“ allerdings. „Ich habe einen Großteil meiner Jugend und ein paar Herrenjahre beim VfB verbracht“, sagte er. „Es war eine super Zeit, deshalb habe ich aus Respekt nicht gejubelt.“
Die Erleichterung über den Derbysieg beim Ex-Verein war Steinwender aber deutlich anzumerken. „Der 3:0 ist absolut verdient. Wenn wir unsere Chancen ein bisschen konsequenter ausspielen, wären auch mehr Tore möglich gewesen“, lautete sein Fazit.
Tido Steffens hätte noch vor der Pause erhöhen können, traf aber nur die Latte (31.). Den Gastgebern gelangen dagegen kaum Offensiv-Aktionen. „Wir haben sehr stark gegen den Ball gearbeitet“, sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling. „Und offensiv haben die Jungs bewiesen, dass sie Fußball spielen können.“ So fielen alle drei Tore aus dem Spiel heraus - und nicht etwa nach Standardsituationen. „Die Treffer waren sehr gut herausgespielt.“
Michael Igwe traf zum Endstand. Janek Siderkiewicz freut sich mit ihm. Foto: Jens Doden
Die besten Oldenburger Gelegenheiten entschärfte Marcel Bergmann: Der Emder Torhüter parierte einen Schuss von Marc Schröder (64.) und war auch bei einem Versuch von Markus Ziereis zur Stelle (78.). In der Zeit zwischen den beiden Bergmann-Paraden entschied Kickers die Partie: Eickhoff und Igwe trafen innerhalb von sechs Minuten und sorgten so für eine entspannte Schlussphase aus Sicht der Ostfriesen. „Nach dem 3:0 war beim VfB der Stecker gezogen“, sagte David Schiller. „Wir hatten alles im Griff.“
Gemeinsam mit den Kickers-Fans im Gästeblock feierten die Emder den ganz besonderen Sieg ausgelassen. „Wir hatten viele Highlight-Spiele“, sagte Pascal Steinwender. „Jetzt wird es wichtig sein, in den Alltags-Modus zurückzukehren und gegen Werder II die gleiche Leistung auf den Platz zu bringen.“
Bis zum nächsten Heimspiel am Dienstag gegen die Bremer Bundesliga-Reserve (19 Uhr) stehen David Schiller noch spannende Stunden bevor: Am Samstagabend wird der Stürmer im aktuellen Sportstudio des ZDF auf die Torwand schießen. Den TV-Auftritt bescherte sich der 25-jährige selbst - mit seinem spektakulären Hacken-Treffer in Celle. Genug Selbstvertrauen dürfte Schiller mit auf den Weg nach Mainz nehmen, schließlich war er an allen fünf Kickers-Toren in der bisherigen Regionalliga-Saison beteiligt (ein Tor, vier Assists). „Wir haben einen guten Start hingelegt“, resümierte Schiller. „Der Anfang ist gemacht - und ich glaube, mit der Mannschaft ist noch mehr möglich.“
VfB Oldenburg
1. Mannschaft
Kickers Emden
1. Mannschaft