„Das Derby gegen meinen Ex-Verein will ich nicht verlieren“
Marten Schmidt spielte für den VfB Oldenburg in der 3. Liga / Am Samstag will der 29-Jährige mit Kickers Emden einen Auswärtssieg feiern
Seine sportlich erfolgreichste Zeit erlebte Marten Schmidt im Trikot des VfB Oldenburg. Mit den Oldenburgern stieg der Mittelfeldspieler im Sommer 2022 in die 3. Liga auf. 18 Partien absolvierte er in der dritthöchsten deutschen Spielklasse. Am Samstagabend kehrt Schmidt ins Marschwegstadion zurück - und hofft auf eine Heimpleite des VfB.
Der 29-Jährige war im vergangenen Sommer von Weiche Flensburg zu Kickers Emden gewechselt und möchte mit den Ostfriesen für eine Überraschung sorgen. Denn die Vorzeichen vor dem Derby sind eindeutig: Oldenburg holte 30 Punkte aus zwölf Partien und ist Tabellenführer in der Regionalliga Nord. Die Emder dagegen spielen bislang eine durchwachsene Saison und rangieren mit der Hälfte der Zähler (15) aktuell auf Platz zehn.
Im Interview spricht Schmidt über die unglückliche Heimniederlage gegen den Hamburger SV II, seine Zeit in Oldenburg und die Brisanz des Derbys zwischen dem VfB und Kickers.
Moin Marten! Mit 2:0 geführt, ein 2:3 in Unterzahl aufgeholt und doch noch verloren: Wie lange hast du dich über die Niederlage gegen den HSV II geärgert?
Marten Schmidt: So ein Spiel noch zu verlieren, tut sehr weh. Der Sonntag war wirklich Mist, da hat die Niederlage noch an mir genagt. Danach ging der Blick dann aber auch schon aufs Derby. Da erwartet uns ein sehr, sehr wichtiges Spiel.

Marten Schmidt erzielte gegen den Bremer SV sein erstes Saisontor. Foto: Jens Doden
Ihr habt drei Gegentore innerhalb von 13 Minuten kassiert. Hast du eine Erklärung dafür – oder lag es aus deiner Sicht vor allem an der Gelb-Roten Karte?
Schmidt: So ein Platzverweis kann im Spiel natürlich schon einiges verändern. Man agiert nicht mehr so mannorientiert, sondern eher im Raum. Da kann es schon mal passieren, dass etwas mehr zugelassen wird. Trotzdem müssen wir die Klasse haben, gegen eine zweite Mannschaft, die im Tabellenkeller stand, auch zu zehnt besser zu verteidigen - zumindest so, dass wir uns nicht gleich drei Gegentore in wenigen Minuten fangen.
Trotz Niederlage: Welche positiven Aspekte kann man aus dem Spiel ziehen?
Schmidt: Ganz klar unseren Auftritt in den ersten 60 Minuten. Da haben wir sehr wenig zugelassen und verdient mit 2:0 geführt. Darauf können wir aufbauen.
Die Fans haben sich fast direkt nach dem Abpfiff auf das Derby gegen Oldenburg konzentriert. Wie hast du die Szenen erlebt?
Schmidt: Ja, die waren wirklich sehr schnell beim Derby. Das habe ich im ersten Moment gar nicht so wahrgenommen, weil ich noch sehr enttäuscht über die Niederlage war. Man konnte auf jeden Fall spüren, wie präsent dieses Derby ist - und was gerade auch für die Fans auf dem Spiel steht. Ich freue mich auf einen heißen Tanz.
Du hast einige Jahre für den VfB gespielt, unter anderem in der 3. Liga. Wie würdest du deine Zeit in Oldenburg beschreiben?
Schmidt: Ich hatte drei wirklich sehr schöne und auch erfolgreiche Jahre, an die ich mich immer wieder gerne zurückerinnere. Einige Geschichten aus der Zeit sind bei mir immer noch sehr präsent und werden auch gerne erzählt.
Das Derby hat für beide Fanlager eine ganz besondere Bedeutung. Wie bewertest du das Duell aus Spielersicht?
Schmidt: Für die Fans ist das natürlich ein Riesenereignis und unglaublich wichtig. Das konnten wir nach dem HSV-Spiel deutlich merken. Man könnte fast sagen, den Fans ist alles andere egal, Hauptsache wir gewinnen in einer Saison beide Spiele gegen den VfB. Für mich persönlich ist es auch ein spezielles Duell, weil ich gegen meinen Ex-Verein natürlich nie verlieren möchte. Auch deshalb ist mir die Brisanz dieses Spiels bewusst.

Der 29-Jährige erwartet in Oldenburg "einen heißen Tanz". Foto: Jens Doden
Oldenburg hat bis zur Niederlage gegen Drochtersen zehn Siege in Folge gefeiert und zudem den SV Meppen aus dem Pokal geworfen. Trefft ihr auf die aktuelle beste Mannschaft der Regionalliga Nord?
Schmidt: Ja, das kann man aktuell ganz sicher so sagen. Der VfB ist mit einem weniger absolvieren Spiel Tabellenführer und hatte einen extrem starken Lauf. Da muss man auf jeden Fall anerkennen, dass dort extrem gute Arbeit geleistet wird.
Was macht den VfB aktuell so stark?
Schmidt: Oldenburg strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Das ist einfach so, wenn man so eine Serie hat. Dann fällt vieles leicht, der Kopf ist frei - das ist schon ein Riesenvorteil. Außerdem haben sie eine brutale Offensive mit vielen gefährlichen Spielern - und mit Mats Facklam einen Stürmer, der aktuell trifft, wie er will.
Du sprichst die Tore schon an. Die Oldenburger haben in zwölf Spielen 42 Treffer erzielt, 29 davon in sieben Heimspielen. Was für eine Partie erwartest du?
Schmidt: Ich gehe von einem sehr engen Spiel aus. Viele Fouls, viel Kampf - vermutlich eher wenig Spielfluss. Für die Zuschauer könnte es eine nicht so schöne Partie werden, aber ein sehr umkämpftes und hitziges Derby.
Ihr habt in der vergangenen Saison zweimal im Marschwegstadion gewonnen. Wie müsst ihr auftreten, damit das erneut klappt?
Schmidt: Das Wichtigste ist, dass wir kompakt stehen und die Räume nicht zu groß werden lassen. Wir müssen mit allem, was wir haben, verteidigen. Natürlich sollten wir auch mutig nach vorne spielen und ein paar Konter setzen. Und durch Standardsituationen sind wir ja sowieso immer gefährlich. Wenn bei uns alles passt, kann es ein erfolgreicher Abend werden.
Wenn du ein „Drehbuch“ schreiben dürftest, wie würde die Partie verlaufen?
Schmidt: Ein 0:0 bis zur 90. Minute - und dann machen wir nach einem Standard das 1:0. Das wäre gigantisch, so würde ich mir das Derby erträumen.