3:4 gegen HSV II: Kickers verspielt 2:0-Führung in Unterzahl
2250 Zuschauer sehen Drama im Ostfriesland-Stadion / Gelb-Rot gegen Igwe / Entscheidung in der Nachspielzeit
Nach dem Traumtor von Michel Eickschläger bebte das Ostfriesland-Stadion. Seine Mitspieler stürmten zum 23-Jährigen, der sich nach seinem ersten Saisontor mit einem Knierutscher vor Block 5 feiern ließ. Schnell verschwand Emdens Nummer 23 in einer blau-weißen Jubeltraube. Eickschläger hatte den Ball aus 22 Metern herrlich ins rechte Eck geschlenzt (87.). „Das war ein Supertor“, sagte Co-Trainer Markus Unger nach dem Spiel. „Ich habe mich extrem für den Jungen gefreut.“
Von dieser Euphorie war nach 97 Minuten und dem Abpfiff von Schiedsrichter Alexander Rosenhagen (Gleichen) nichts mehr übrig. Die Emder sackten enttäuscht zu Boden, starrten ins Leere – und konnte nicht fassen, was nach dem Eickschläger-Geniestreich zum 3:3 gegen den Hamburger SV II noch passiert war. Ein 19-Jähriger schockte Spieler und Fans in der vierten Minute der Nachspielzeit: Niklas Tuppeck kam im Strafraum an den Ball, zog 15 Meter vor dem Kasten aus der Drehung ab – und traf zum 3:4.
So endete eine spektakuläre Partie unter stürmischen Bedingungen aus Kickers-Sicht dramatisch – denn die Ostfriesen hatten bereits mit 2:0 geführt. „Wir dürfen dieses Spiel niemals verlieren, hatten es nach dem 2:0 komplett auf unserer Seite“, sagte Unger, der erneut den krankgeschriebenen Kickers-Coach Stefan Emmerling vertrat.
Enttäuschung pur herrschte bei den Emdern nach dem Abpfiff. Foto: Jens Doden
Theo Schröder hatte Kickers nach einer Flanke von Tido Steffens per Kopf früh in Führung gebracht (9.). 106 Sekunden nach Beginn der zweiten Halbzeit krönte Mika Eickhoff ein feines Solo über den halben Platz mit dem 2:0 (47.).
Acht Minuten später folgte eine unglückliche Aktion, die Folgen haben sollte: Michael Igwe rutschte mit dem Standbein weg und räumte HSV-Profi Noah Katterbach im Mittelfeld ab. Schiedsrichter Rosenhagen zögerte noch kurz, zeigte dem bereits verwarnten Emder dann aber doch Gelb-Rot (55.). „Ich habe die Szene nicht gesehen und kann nichts dazu sagen“, so Unger. „Wir hatten schon in der Pause diskutiert, ob wir reagieren und Michael auswechseln. Trotzdem muss man von Spielern auf diesem Niveau erwarten, dass sie nicht in so eine Situation geraten.“
Zehn Minuten nach dem Platzverweis gelang der HSV-Reserve der Anschlusstreffer. Kai Kaissis hatte den Ball eigentlich sicher, verlor die Kugel nach einem Zweikampf aber an Maurice Boakye. Der Stürmer traf zum 2:1 ins lange Eck (65.). „Für mich ist es ein klares Foul an Kai. Er wird zu Boden gezogen, dann folgt der Ballverlust“, sagte Unger. „Das sind Momente, in denen ein Spiel, dass wir klar im Griff hatten, in eine Richtung gelenkt wird, die nicht mehr gut ist.“
Das Kickers-Unheil nahm seinen Lauf: Raif Adam erzielte nach einer guten Parade von Norman Quindt per Abstauber den Ausgleich (69.). Nach einer Grätsche von Felix Göttlicher gegen Adam entschied Rosenhagen dann auf Elfmeter für den HSV. Boakye ließ sich die Chance nicht entgehen, schnürte seinen Doppelpack und brachte die Gäste erstmals an diesem Abend in Führung – 2:3 (77.). „In der Phase haben wir dem HSV die Bälle vorgelegt und einfach nicht gut verteidigt“, so Unger.
Trotz der schwachen Phase mit drei Gegentreffern innerhalb von 13 Minuten durften die Emder noch einmal jubeln – nach Eickschlägers Traumtor zum 3:3. „Wenn du in Unterzahl noch den Ausgleich machst und am Ende 3:3 spielst, gehen alle mit einem guten Gefühl nach Hause“, sagte Unger. Doch so kam es nicht, weil HSV-Youngster Niklas Tuppeck der dramatischen Partie die letzte und entscheidende Wendung gab. „Der Fußball ist manchmal einfach ein Kacksport.“
Für die enttäuschten Emder geht es am kommenden Samstag zum Derby beim Tabellenführer VfB Oldenburg. „Wir müssen eine Reaktion zeigen und das Derby gewinnen“, so Unger. „Das ist unser klarer Auftrag.“
