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Foto: Jens Doden

Regionalliga
Samstag, 08.11.2025 19:45 Uhr | Ingo Poppen

2:2 in Meppen - Steffens trifft beim Jubiläum doppelt

Stürmer überraschte im 400. Pflichtspiel für die Emder mit „Baby-Jubel“ / SVM-Ausgleich in der 95. Minute

Nach seinem zweiten Derbytreffer war es Zeit für den „Baby-Jubel“. Mit Daumen im Mund und Ball unterm Trikot lief Tido Steffens einige Meter in Richtung Sitzplatztribüne, auf der auch seine Frau Lisa saß. So verkündete der Stürmer von Kickers Emden vor 9201 Zuschauern in der Meppener Hänsch-Arena, dass er Vater wird. „Ich habe mich relativ spontan für den Jubel entschieden“, sagte Steffens und lächelte. „Aber natürlich war vorher mit meiner Frau abgesprochen, dass ich es verraten darf.“

Nicht nur die spezielle Verkündung des Babyglücks im Hause Steffens machte die Partie beim SV Meppen für den 31-Jährigen zu einer ganz besonderen. Steffens absolvierte sein 400. Pflichtspiel im Kickers-Trikot, erzielte dabei seine Tore 232 und 233 und hätte seine Mannschaft durch diesen Doppelpack beinahe zum Derbysieg geführt. Doch die Krönung des wunderbaren Steffens-Tages blieb dem Jubilar verwehrt.

Nachdem SVM-Torjäger Julian Ulbricht mit einem Schuss an Emdens Torhüter Isaak Djokovic gescheitert war, landete der Ball beim eingewechselten Simon Engelmann. Der Angreifer traf mit einem Schuss ins lange Eck zum 2:2 - knapp 30 Sekunden vor dem Ablauf der fünfminütigen Nachspielzeit. „Es ist einfach nur bitter, dass wir uns nicht mit drei Punkten belohnen konnten“, sagte Steffens. „Wir haben ein überragendes Spiel gemacht. Ich bin stolz auf die Mannschaft.“

Tido Steffens erzielte im 400. Pflichtspiel seine Tore 232 und 233 für Kickers Emden. Foto: Jens Doden

Im Spiel Nummer 400 besaß das Kickers-Urgestein dann auch die erste Emder Chance, doch SVM-Keeper Julius Pünt klärte in höchster Not (11.). Acht Minuten später gelang Steffens dann Teil eins des erhofften Derby-Märchens. Ein Freistoß von Tobias Steffen klatschte ans Lattenkreuz. Steffens war zur Stelle und verwertete den Abpraller mit einem wuchtigen Schuss zum 0:1 (19.). Auf den Baby-Jubel verzichtete der 31-Jährige allerdings noch. „Ich hatte irgendwie im Gefühl, dass ich noch einen mache“, sagte der Stürmer und lächelte.

Die Emder Freude über den Führungstreffer beim Tabellenführer hielt jedoch nur sieben Minute. Dann köpfte Oliver Schmitt nach einer Flanke von Ersin Zehir im Strafraum unbedrängt zum 1:1 ein (26.). „So frei darf er da niemals zum Kopfball kommen“, sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling. „Auch die Flanke hätten wir nicht so leicht zulassen dürfen.“ Auch in der Folge blieben die Gastgeber vor allem über Eckbälle und Freistöße gefährlich. Nach einem Abschluss von Ulbricht bereinigte Kapitän Dennis Engel die Situation (32.).

„Wir haben den Jungs in der Pause gesagt, dass sie noch ein bisschen schärfer sein müssen“, so Emmerling. „Das haben sie gut umgesetzt.“ So gut, dass von der besten Offensive der Regionalliga kaum etwas zu sehen war - bis auf wenige Ausnahmen. Engel klärte einen Schmitt-Schuss vor der Linie (51.), Djokovic parierte einen Kopfball von SVM-Kapitän Jonas Fedl (59.).

Die mitgereisten Kickers-Fans sorgten für gute Stimmung im Gästeblock. Foto: Jens Doden

Foto: Jens Doden

Die Emder blieben mutig und belohnten sich in der 55. Minute für eine schöne Kombination. Nach einem Ballgewinn an der Mittellinie spielte Bent Andresen einen Doppelpass mit Mika Eickhoff. Die anschließende Andresen-Flanke von links verwertete Steffens in Torjäger-Manier aus vier Metern zum 1:2 (55.). Es folgten der Baby-Jubel des Jubilars und weitere Feierlichkeiten vor dem Gästeblock.

Die Meppener bemühten sich danach um gefährliche Möglichkeiten, doch die Ostfriesen verteidigten ihre Führung aufopferungsvoll. „Wir waren eng dran und haben keine klaren Situationen zugelassen“, sagte Emmerling. So wurde auch der Großteil der 9201 Zuschauer in der Hänsch-Arena zunehmend unruhig - die Unzufriedenheit über das Spiel des Tabellenführers war deutlich spürbar.

In der 83. Minute hätten die Emder den Emsländern den nächsten und vielleicht entscheidenden Dämpfer verpassen können. Theo Schröder setzte in der eigenen Hälfte zum Solo an, verpasste aber den Moment, den mitgelaufenen Michael Igwe anzuspielen. Schröder versuchte es selbst, der Schuss wurde geblockt. „Wir hätten das 3:1 nachlegen müssen“, sagte Emmerling.

Der dritte Kickers-Treffer fiel nicht - und Meppen hoffte weiter auf den Ausgleich. In der Schlussphase landete ein Ulbricht-Schuss (89.) ebenso neben dem Kasten wie ein Versuch von Daniel Haritonov (90.+1).

Es lief bereits die fünfte Minute der Nachspielzeit, als Schröder einen langen Ball von Haritonov blockte und auf dem Weg zur Eckfahne war. „Da musst du den Ball festmachen, einen Einwurf rausholen, einfach Zeit von der Uhr nehmen“, so Emmerling. Der Kickers-Stürmer entschied sich für das direkte Duell und verlor die Kugel. „Und dann passiert oftmals im Fußball das, was auch heute passiert ist.“ Der SVM nutzte den direkten Gegenzug zum 2:2 - und die Emder Hoffnung auf einen überraschenden Derbysieger war dahin.

Die Emder bedankten sich für den Support der Fans. Foto: Jens Doden

„Wir sind sehr enttäuscht - nicht über die Leistung, aber über das Ergebnis“, sagte der Emder Trainer. Ähnlich ging es auch Tido Steffens, dessen Jubiläum kurz vor der Krönung gestanden hatte. „Das 400. Spiel vor so einer Kulisse bestreiten zu dürfen und dann auch noch doppelt zu treffen, ist natürlich traumhaft“, sagte der Stürmer. „Aber es nervt einfach, dass wir nicht die drei Punkte mitgenommen haben. Der Sieg wäre gerade in unserer aktuellen Situation wichtig gewesen. Deshalb ist die Stimmung gerade ein bisschen betrübt.“

Das sollte sich einige Stunden nach dem Abpfiff ändern. Beim Mannschaftsabend im griechischen Restaurant der Eltern von Kai Kaissis in Varel stand das Steffens-Jubiläum noch mal im Mittelpunkt - inklusive einiger Anekdoten und Fotos aus den vergangenen Jahren sowie Videobotschaften von früheren Weggefährten und der Familie des Kickers-Urgesteins.